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Preisträger und Laudatoren des Medienpreises stehen zusammen auf der Bühne
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Telekom-Stiftung ehrt Bildungsjournalisten mit Medienpreis

Der Medienpreis Bildungsjournalismus der Deutsche Telekom Stiftung geht in diesem Jahr an einen Autor der Wochenzeitung Die Zeit, eine TV-Reporterin von Radio Bremen, eine freie Journalistin und eine Volontärin der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten. In Hamburg nahm Martin Spiewak die Auszeichnung in der Kategorie Text für seinen Essay über Bildungsgerechtigkeit entgegen. In der Kategorie Audio/Video/Multimedia siegte Hanna Möllers mit einer filmischen Bestandsaufnahme der Inklusion in Schule und Arbeitsleben. Den Preis für den besten Kurzbeitrag erhielt Marie-Charlotte Maas für ihren Text über studierende Strafgefangene in der JVA Würzburg. In der Kategorie Nachwuchs schließlich ging die Auszeichnung an Sabine Fischer für ihr Konzept einer Multimedia-Reportage über die prekären Bildungschancen protestantischer Jugendlicher in Nordirland. Insgesamt vergab die Telekom-Stiftung Preisgelder in Höhe von knapp 29.000 Euro. Außer den Gewinnern erhielten auch die Zweit- und Drittplatzierten in den beiden Hauptkategorien Geldpreise.

Der Medienpreis Bildungsjournalismus, der seit 2014 jährlich verliehen wird, ist die bundesweit einzige Auszeichnung, die ausschließlich bildungsjournalistische Beiträge prämiert. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit für das Thema Bildung in der Gesellschaft zu erhöhen und Bildungsjournalisten die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen. Aus insgesamt 110 Einreichungen wählte eine fünfköpfige Jury unter Vorsitz von Hans Werner Kilz die folgenden Preisträger aus:

Kategorie Text:

  • 1. Preis: Martin Spiewak für „Wer schafft es nach oben?“ (Die Zeit, 9. Mai 2018)
  • 2. Preis: Paul Munzinger für „Eine Klasse für sich“ (Süddeutsche Zeitung, 25. Februar 2019)
  • 3. Preis: Tahir Chaudhry für „Hauptschüler“ (Süddeutsche Zeitung, 27./28. Oktober 2018)

Kategorie Audio/Video/Multimedia:

  • 1. Preis: Hanna Möllers für „Das Märchen von der Inklusion – eine Bilanz nach 10 Jahren“ (Radio Bremen, 21. Januar 2019)
  • 2. Preis: Armin Himmelrath für „Schulwechsel, Elternpanik, Kinderfrust: Von der Suche nach der perfekten Schule“ (Deutschlandfunk, 4. Februar 2019)
  • 3. Preis: Ursula Voßhenrich für „Dritte Stunde Toleranz. Wertevermittlung in der Grundschule“ (rbb Kulturradio, 1. Juli 2018)

Kategorie Kurzbeitrag:

  • Preisträgerin: Marie-Charlotte Maas für „Knast-Elite“ (Uni Spiegel, 14. April 2018)

Kategorie Nachwuchs:

  • Preisträgerin: Sabine Fischer für „Bildung zwischen gestern und morgen“ (Konzept für eine Multimedia-Reportage)

 

Die Begründung der Jury für die Erstplatzierten in den Kategorien:

Kategorie Text: Martin Spiewak für „Wer schafft es nach oben?“ (Die Zeit, 9. Mai 2018)

Einerseits gilt die Bundesrepublik als eines der Industrieländer, in denen Kindern aus unteren Schichten der soziale Aufstieg besonders schwerfällt. Andererseits schaffen immer mehr Schüler den Sprung aufs Gymnasium, und die Studierendenquote steigt seit Jahren. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären? Haben die verschiedenen Anstrengungen für mehr Bildungsgerechtigkeit vielleicht doch gefruchtet? Und was ist Bildungsgerechtigkeit überhaupt? Diesen Fragen geht der Autor in einem Essay nach. Ausgangspunkt ist der sogenannte „Bildungstrichter“, eine Studie, die die Bildungsbeteiligungsquoten berechnet und mit ihren offenbar eindeutigen Zahlen besonders gut darstellt, wie Erfolgschancen vom Elternhaus abhängen. Die Jury urteilt: „Martin Spiewak gelingt es, komplexe Erkenntnisse der Bildungsforschung anschaulich und lesernah aufzubereiten, ohne zu trivialisieren. Ein hochrelevanter und brandaktueller Text!“

Zum Autor: Martin Spiewak, Jahrgang 1964, hat Geschichte, Spanisch und Staatsrecht in Hamburg und Madrid studiert und die Deutsche Journalistenschule in München besucht. Als Mitglied der Berliner Hauptstadtredaktion der Zeit schreibt er schwerpunktmäßig über Bildung und Wissenschaft.

Kategorie Audio/Video/Multimedia: Hanna Möllers für „Das Märchen von der Inklusion – eine Bilanz nach 10 Jahren“ (Radio Bremen, 21. Januar 2019)

Vor zehn Jahre hat Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert. Wie weit ist der Inklusions-Gedanke seitdem in Schule und Arbeitsleben vorangeschritten? Diese Frage will Hanna Möllers in ihrer TV-Dokumentation beantworten. Sie beginnt zu recherchieren und lernt Amelie kennen. Die 14-Jährige geht trotz ihres Down-Syndroms auf eine Gesamtschule und fühlt sich dort sehr wohl. Es kann also gelingen. Aber unter welchen Bedingungen? Und was passiert mit den Inklusionskindern, wenn sie die Schule verlassen? Ihr zweiter Protagonist, der geistig behinderte Lukas, träumt davon, als Lokführer bei der Bahn zu arbeiten. Doch seine Chancen, den Traum zu realisieren, sind gering. Die Jury urteilt: „Hanna Möllers‘ packend erzählter und wunderschön fotografierter Film beleuchtet das Thema Inklusion außergewöhnlich vorurteilsfrei und realistisch. Berührend, auf welch einfühlsame Weise sie sich ihren Protagonisten nähert.“

Zur Autorin: Hanna Möllers, geboren 1978, hat Jura und European Law in Osnabrück und Stockholm studiert. Nach dem Zweiten Staatsexamen am Oberlandesgericht Hamburg volontierte sie bei Radio Bremen, wo sie heute als Reporterin in der Stammredaktion der Sendung „buten un binnen“ arbeitet.

Kategorie Kurzbeitrag: Marie-Charlotte Maas für „Knast-Elite“ (Uni Spiegel, 14. April 2018)

Kann man als Strafgefangener eigentlich studieren? Das fragt sich die Autorin, als sie eine TV-Serie über US-amerikanische Häftlinge sieht. Ihre Anfangsrecherche ergibt: Ja. Sie nimmt Kontakt zur JVA Würzburg auf, einer Vorzeige-Einrichtung – und wird eingeladen. Vor Ort müssen Handy, Handtasche und Mantel draußen bleiben, mitnehmen darf sie nur Block und Stift. Aber das mulmige Gefühl, das sie zunächst nicht unterdrücken kann, verfliegt schnell. Die Insassen sind aufgeschlossen und bereit, ihre Geschichten zu erzählen. Nach ein paar Minuten hat die Autorin fast vergessen, wo sie ist. Die zentralen Fragen allerdings stehen weiterhin im Raum: Wer hat in Deutschland ein Recht auf Bildung? Und kann man seinen Anspruch darauf verwirken? Die Jury urteilt: „Marie-Charlotte Maas’ Feature ist ein Paradebeispiel dafür, dass man auch in der Bildung originelle Themen entdecken kann. ‚Knast-Elite‘ nimmt den Leser mit in eine Welt, über die man jenseits von Hollywood-Klischees kaum etwas weiß.“

Zur Autorin: Marie-Charlotte Maas, Jahrgang 1984, hat Politik, Medienwissenschaft und Jura in Marburg und Basel studiert. Als freie Autorin mit den Schwerpunktthemen Bildung und Wirtschaft schreibt sie unter anderem für die WirtschaftsWoche, Die Zeit, den Uni Spiegel und Menschen – Das Magazin.

Kategorie Nachwuchs: Sabine Fischer für „Bildung zwischen gestern und morgen“ (Konzept für eine Multimedia-Reportage)

Ein kaltgestelltes Krisengebiet, ein vererbtes Trauma und eine Atmosphäre der Aussichtslosigkeit: Wer im nordirischen Belfast aufwächst, kennt stellenweise nichts als Stacheldraht und Misstrauen. Im protestantischen Arbeiterstadtteil Shankill, wo Bildung ohnehin nie ein hohes Gut war, ist die Chancenlosigkeit der Heranwachsenden besonders offensichtlich. Die Suizidraten sind hoch, die Schulabbrecherzahlen enorm, es gibt Probleme mit Drogen und Gewalt. Sabine Fischer will die prekäre Bildungssituation junger Nordiren mitten im reichen Westeuropa in Form einer Multimedia-Reportage darstellen. Und dabei auch die Folgen des Brexit beleuchten. Denn mit dem Austritt aus der Europäischen Union droht vielen EU-finanzierten Bildungsprojekten in Nordirland das Aus. Die Jury urteilt: „Sabine Fischer will ein brandaktuelles Thema aus einer ganz anderen Perspektive erzählen, als es bislang in deutschen Medien erzählt wird. Ihr Konzept ist gut durchdacht, die Wahl ihrer Protagonisten stimmig.“

Zur Autorin: Sabine Fischer, geboren 1990, hat Germanistik, Politik und Medienwissenschaft in Stuttgart und Tübingen studiert. Nach zahlreichen Praktika in den Medien und einer Tätigkeit als freier Journalistin volontiert sie derzeit in der Redaktion der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten.

Fotos der Preisträger ab dem 24.10. unter: www.telekom-stiftung.de/medienpreis

Die Jury:

  • Hans Werner Kilz (Vorsitz), ehem. Chefredakteur Süddeutsche Zeitung und Der Spiegel
  • Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin („Quarks“), YouTuberin (maiLab) und Autorin
  • Prof. Dr. Andrea Platte, Technische Hochschule Köln, Prodekanin der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften
  • Dr. Jan-Martin Wiarda, freier Bildungs- und Wissenschaftsjournalist (u.a. Tagesspiegel, Die Zeit, Süddeutsche Zeitung), Autor, Blogger und Moderator
  • Prof. Dipl.-Chem. Holger Wormer, Technische Universität Dortmund, Institut für Journalistik


IMPRESSIONEN VON DER PREISVERLEIHUNG