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Preisträger des Medienpreises 2017
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Medienpreis Bildungsjournalismus 2017: Telekom-Stiftung zeichnet Preisträger in Hamburg aus

In der Kategorie Text siegt Anant Agarwala (DIE ZEIT), in der Kategorie Audio/Video/ Multimedia Timo Großpietsch (NDR Fernsehen) – Nachwuchspreis geht an Julia Rieger und Josa Mania-Schlegel – Anna Bühler und Christian Alt (Bayerischer Rundfunk) erhalten Sonderpreis – Auszeichnung mit 27.000 Euro dotiert – 120 Gäste feiern in Hamburg die vierte Preisverleihung

Der Medienpreis Bildungsjournalismus der Deutsche Telekom Stiftung geht in diesem Jahr an Journalisten des NDR Fernsehen und der Wochenzeitung DIE ZEIT: In Hamburg nahmen am Abend Timo Großpietsch für seinen Film über angehende Lehrer und Anant Agarwala für seinen Text über das sinkende Abiturniveau die Auszeichnungen entgegen. In der Kategorie „Nachwuchs“ gab es mit Julia Rieger und Josa Mania-Schlegel gleich zwei Sieger. Gekürt wurden hier nicht fertige Beiträge, sondern Exposés, die mit dem Preisgeld umgesetzt werden sollen. Einen Sonderpreis erhielten Anna Bühler und Christian Alt vom Bayerischen Rundfunk für ihren Podcast „Einfach machen“. Insgesamt vergab die Deutsche Telekom Stiftung Preisgelder in Höhe von 27.000 Euro. Außer den Gewinnern erhielten auch der Zweit- und Drittplatzierte in der Kategorie „Text“ Geldpreise.

Der Medienpreis Bildungsjournalismus, der seit 2014 jährlich verleihen wird, ist die bundesweit einzige Auszeichnung, die ausschließlich bildungsjournalistische Beiträge prämiert. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit für das Thema Bildung in der Gesellschaft zu erhöhen und Bildungsjournalisten die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen. Aus insgesamt rund 100 Einreichungen wählte eine fünfköpfige Jury unter Vorsitz von Hans Werner Kilz Anfang September die folgenden Preisträger aus:

Kategorie Text:

  • Platz 1: Anant Agarwala für „Abi für alle!“ (DIE ZEIT, 30. März 2017)
  • Platz 2: Björn Stephan für „Klassenunterschied“ (SZ-Magazin, 15. Juli 2016)
  • Platz 3: Florian Güßgen für „Revolution im Klassenzimmer“ (stern, 13. Oktober 2016)

Kategorie Audio/Video/Multimedia:

  • Platz 1: Timo Großpietsch für „Lehrkraft im Vorbereitungsdienst“ (NDR Fernsehen, 15. November 2016)
  • Sonderpreis: Anna Bühler und Christian Alt für „Changemaker“ (Folge 3 des Podcasts „Einfach machen“, BR PULS, 20. November 2016)

Kategorie Nachwuchs:

  • Preisträger: Josa Mania-Schlegel für sein Exposé „‚Schichtwechsel. Junge Arbeiter im Gespräch“ und Julia Rieger für ihr Exposé „Bildung mit den Händen. Welche Weiterbildungschancen haben Gehörlose nach der Schule?“

Die Begründung der Jury für die Sieger in den drei Kategorien:

Kategorie Text: Anant Agarwala für „Abi für alle!“ (DIE ZEIT, 30. März 2017)

In Deutschland machen immer mehr Schüler das Abitur, gleichzeitig werden ihre Noten immer besser. Wie kann das sein, fragt sich ZEIT-Reporter Anant Agarwala. Er blickt zurück ins Jahr 2001, als nach dem „PISA-Schock“ ein Umdenken in der Bildungspolitik einsetzte. Den Auswirkungen dieses Umdenkens nähert sich der Autor an, indem er mit Bildungsexperten spricht, Abituraufgaben analysiert, Brückenkurse für Studienanfänger beobachtet und einen Handwerksbetrieb besucht. Am Ende steht die Erkenntnis, dass der Wunsch der Politik nach mehr Abiturienten zwangsläufig zu einem Absinken des Abiturniveaus führen musste. Leidtragende sind die Hochschulen, die über Wissenslücken ihrer Erstsemester klagen, und die Betriebe, die keine Auszubildenden mehr finden. An „Abi für alle!“ beeindruckte die Jury besonders, wie tief der Autor in die Forschung eintaucht ist und wie scharfsinnig er die Zusammenhänge erläutert. Das Stück sei zudem herausragend geschrieben und ziehe den Leser mit seiner klugen Dramaturgie direkt in den Bann.

Zum Autor: Anant Agarwala, Jahrgang 1986, besuchte nach seinem Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft die Deutsche Journalistenschule in München. Seit 2015 ist er Redakteur im Chancen-Ressort der ZEIT.

Kategorie Audio/Video/Multimedia: Timo Großpietsch für „Lehrkraft im Vorbereitungsdienst“ (NDR Fernsehen, 15. November 2016)

Das Referendariat ist der letzte und vielleicht schwerste Schritt auf dem Weg zum Lehrerberuf. Eben noch an der Uni, stehen die künftigen Lehrer plötzlich allein vor einer Schulklasse und müssen beweisen, was sie in den Jahren zuvor gelernt haben. Nicht selten verläuft dieser Abgleicht mit der Realität zunächst schmerzhaft. Timo Großpietsch begleitet 18 Monate lang drei „Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst“, so die offizielle Bezeichnung von Referendaren. Sein Film zeigt auf wunderbare Weise den steinigen Weg vom noch blutigen Berufsanfänger hin zum selbstsicheren und authentischen Pädagogen. Großpietsch begegnet dem Lehrberuf mit Respekt und Hochachtung. Seine Kamera beobachtet aus nächster Nähe, ohne das Geschehen zu stören; fast scheint es, als wäre sie unsichtbar. Die Jury urteilt: Eine handwerklich erstklassige Arbeit, die bewegt, berührt und Mut macht.

Zum Autor: Timo Großpietsch, Jahrgang 1977, studierte Medienwissenschaft und Volkskunde sowie Fotografie und Dokumentarfilm. Anschließend volontierte er beim NDR, für den er heute als Redakteur und Dokumentarfilmer arbeitet.

Sonderpreis Audio/Video/Multimedia: Anna Bühler und Christian Alt für „Changemaker“ (Podcast „Einfach machen“, Folge 3, BR PULS, 20. November 2016)

Freiwillig die eigene Komfortzone verlassen, um den wahren Traum zu verwirklichen? Das trauen sich nur die wenigstens Menschen. Der große Rest scheut am Ende doch das Risiko oder beugt sich den Erwartungen anderer. Marcel, 26, gehört zur ersten Fraktion. Nach einem Wirtschaftsingenieur-Studium wagt er den radikalen Neustart: als Schauspieler in Hollywood. In ihrem Podcast „Einfach machen“ begleiten Anna Bühler und Christian Alt Marcel in sein neues Leben. Und blicken in der prämierten Folge „Changemaker“ auch zurück auf seine kurvenreiche Bildungskarriere in Deutschland. Die Jury lobt insbesondere das innovative Format, das die Zielgruppe gekonnt anspricht und sich stets auf Augen- respektive Ohrhöhe mit ihr befindet. Der Beitrag ist inspirierend und vermittelt ein Lebensgefühl. Man spürt, wie die Autoren für ihre Arbeit brennen.

Zu den Autoren: Anna Bühler, Jahrgang 1988, studierte Publizistik. Seit 2013 leitet sie bei PULS, dem Jugendkanal des Bayerischen Rundfunks, das Netzressort. Christian Alt, Jahrgang 1988, gründete während seines Germanistik- und Philosophie-Studiums das Film-Magazin „Negativ“. Seit 2014 arbeitet er als Reporter für den BR.

Kategorie Nachwuchs: Julia Rieger für ihr Exposé „Bildung mit den Händen. Welche Weiterbildungschancen haben Gehörlose nach der Schule?“

Gehörlosen stehen in unserer Gesellschaft vielen Herausforderungen gegenüber. Um Abitur machen zu können, müssen sie meist auf spezielle Internate für Hörgeschädigte wechseln. Und nach der Schule haben sie es häufig schwerer als ihre Altersgenossen, ihren Wunschberuf zu ergreifen. Welche Perspektiven bieten sich jungen Gehörlosen, wenn sie vor der Berufswahl stehen? Wie können sie sich auf dem Arbeitsmarkt orientieren? Diesen Fragen möchte Julia Rieger in einem Blog multimedial auf den Grund gehen und dafür Schüler, Studenten und Auszubildende, über einen längeren Zeitraum begleiten. Das anspruchsvolle Thema und die geplante Herangehensweise haben die Jury beeindruckt. Die Autorin widmet sich einem gesellschaftlich relevanten Problem, über das kaum berichtet wird. Man darf gespannt auf die Protagonisten sein, die sie für ihre Geschichte gewinnt.

Zur Autorin: Julia Rieger, Jahrgang 1996, studiert in Düsseldorf Sozialwissenschaften mit den Schwerpunkten Medien, Politik und Gesellschaft. Nebenbei arbeitet sie frei in der Lokalredaktion der Rheinischen Post.

Josa Mania-Schlegel für sein Exposé „Schichtwechsel. Junge Arbeiter im Gespräch“

Josa Mania-Schlegel erschrickt. Kann es sein, dass sein Freundeskreis ausschließlich aus Akademikern besteht? Tatsächlich, kein einziger „Arbeiter“ ist darunter. Er beginnt nachzudenken und stellt das Problem in einen größeren Zusammenhang. Sein Eindruck: Auch die Medien berichten vorwiegend über Hochschul- und Akademiker-Themen. Er beschließt, diese Filterblase zu durchbrechen. Seine Idee ist ein Podcast, in dem er Werktätige unter 25 Jahren interviewen und ihre Geschichten und Anekdoten zwischen Berufsalltag und Feierabend erzählen möchte. Nach Ansicht der Jury widmet sich der Autor einem stark vernachlässigten Thema, das Gehör verdient. Das Programm, das er sich vorgenommen hat, ist vielfältig gut durchdacht. Mit der Entscheidung für einen Podcast beweist er zudem seine Offenheit gegenüber neuen journalistischen Formaten.

Zum Autor: Josa Mania-Schlegel, Jahrgang 1991, hat kürzlich sein Studium an der Deutschen Journalistenschule in München abgeschlossen und arbeitet nun als Reporter im Ost-Ressort der ZEIT.

Fotos der Preisträger, am 13. Oktober ab ca. 9 Uhr unter: www.telekom-stiftung.de/medienpreis 

Die Jury:

  • Hans Werner Kilz (Vorsitz), ehem. Chefredakteur Süddeutsche Zeitung und Der Spiegel
  • Prof. Dr. Matthias Degen, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen, Leiter des Instituts für Journalismus und Public Relations
  • Prof. Dr. Heidrun Stöger, Universität Regensburg, Inhaberin des Lehrstuhls für Schulpädagogik
  • Christine Westermann, TV- und Hörfunk-Journalistin, Autorin, Moderatorin und Buchkritikerin („Das Literarische Quartett“)
  • Jan-Martin Wiarda, freier Bildungs- und Wissenschaftsjournalist (u.a. Die Zeit), Blogger, Autor und Moderator