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„Ich will etwas verändern in der Welt.“

Text: Klaus Rathje | Lesezeit: 4 Minuten
Junge Menschen, die sich für Klima- und Umweltschutz engagieren
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Die Aktivitäten der Fridays-for-Future-Demonstranten kennen wir alle. Aber auch über diese Bewegung hinaus gibt es in Deutschland zahlreiche junge Menschen, die sich für mehr Klima- und Umweltschutz einsetzen. Wir haben fünf von ihnen getroffen.

Ann-Kathrein, Klimasail

„Seit ich 14 Jahre alt bin, nehme ich an den Segelfreizeiten von KlimaSail auf der Ostsee teil. Hier können Jugendliche viel über ökologische Themen lernen, denn auf einem Segelschiff lassen sich Nachhaltigkeitsthemen gut vermitteln. Schließlich sind auf einem Segeltörn die Ressourcen wie Trinkwasser und Nahrung begrenzt: Die Lebensmittel muss man sich einteilen und man kann nicht ständig duschen, denn dafür würde das Wasser nicht reichen. Die Wechselwirkungen, wie sie in der Welt im Großen existieren, lassen sich hier gut im Kleinen nachbilden, um so ein ökologisches Bewusstsein zu schaffen. Bei mir hat es damals auch Klick gemacht und ich habe verstanden, was Klimaschutz bedeutet und dass jeder etwas tun kann. Jetzt gehöre ich selbst zum Team und versuche, Jugendliche für Nachhaltigkeit zu begeistern. Dabei erlebe ich immer wieder, wie sie auf einmal die ökologischen Zusammenhänge verstehen – und das ist wirklich cool.“

Ann-Kathrein Gräning (Foto: re.) macht in Flensburg eine Ausbildung zur Segelmacherin. Davor hat sie ein Freiwilliges Ökologisches Jahr beim Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde absolviert. An der Friedrich-Paulsen-Schule in Niebüll hat sie ihr Abitur gemacht. KlimaSail ist ein Umweltbildungsprojekt der Jungen Nordkirche, unterstützt von dem Verein Jugendsegeln e. V., Kiel.


Luca, Semper Oberschule Dresden

„Ich habe mich schon immer fürs Klima interessiert und freue mich sehr, dass es an unserer Schule die Klima-AG gibt. Dort lernen wir zum Beispiel, wie Windkraft funktioniert. Und wir setzen uns für mehr Grün in unserer Stadt ein. Dafür haben wir Kisten für Pflanzen gebaut, die wir dann auch regelmäßig gießen. Es ist ein schönes Gefühl, dafür verantwortlich zu sein. Insgesamt gefällt mir daran, dass wir etwas für eine bessere Welt unternehmen. Es sind zwar kleine Schritte, aber je mehr Leute wir dazu anregen, umso mehr kleine Schritte werden es. Ich möchte später gern etwas studieren, das mit Klimaschutz zu tun hat, und mich dann als Politikerin dafür stark machen. Aber ich weiß, dass man als Politikerin sehr tough sein muss.“

Luca (Foto: li. ob.) ist die Sprecherin der Klima-AG an der Semper Oberschule Dresden, die an der Initiative Klimaschulen des Freistaates Sachsen teilnimmt. Luca besucht dort die fünfte Klasse, deren Klassensprecherin sie außerdem ist.

Wir sind zusammen kreativ und inspirieren uns gegenseitig.

Severin, Kölncycle

„Bei KölnCycle designen wir neue Sachen aus alten Fahrradteilen. In der Weihnachtszeit letztes Jahr haben wir einen Adventskranz aus Zahnrädern gebaut, spannend fand ich auch eine Lampe aus Fahrradspeichen. So bekommen Fahrradteile, die sonst auf dem Müll landen würden, bei uns die Chance auf ein zweites Leben. Upcyceln bedeutet, dass man mit relativ wenig Aufwand etwas Schönes aus einem alten Gegenstand machen kann. Das kann manchmal die bessere Lösung sein als etwas zu recyceln. An KölnCycle gefällt mir, dass wir zusammen kreativ sind und uns gegenseitig inspirieren. Es hat mich auch dazu gebracht, ganz anders über Nachhaltigkeit nachzudenken und nicht so schnell etwas Neues zu kaufen.“

Severin (Foto: ob.) besucht die elfte Klasse der Lise-Meitner-Gesamtschule Köln-Porz. Seit 2021 engagiert er sich bei KölnCycle, einem Bildungsprojekt von junge Stadt Köln e. V., wo sich 15- bis 25-Jährige kreativ einbringen können. Nach dem Abitur möchte Severin etwas mit Elektrotechnik oder Programmieren machen. 


Jessica, The Green Club

„In unserem Schulkiosk verkaufen wir vegane und fair produzierte Snacks und gesunde Säfte oder Schorlen, was sehr gut angenommen wird. Meine Aufgabe besteht darin, die Waren zu bestellen und darauf zu achten, dass wir immer genug Leute für den Verkauf haben. Ich glaube, dass unser Projekt bei vielen schon ein kleiner Anstubser war, um über Ernährung und Nachhaltigkeit nachzudenken. Bei mir selbst war es auch so. Ich habe meinen Fleischkonsum reduziert und achte generell mehr auf die Inhaltsstoffe bei Nahrungsmitteln, wenn ich einkaufen gehe. Ich greife jetzt zum Beispiel eher zu den veganen Weingummis. Mit unserer Schülerfirma The Green Club setzen wir uns auch für Mülltrennung und Solarenergie an unserer Schule ein.“

Jessica (Foto: un.) besucht die elfte Klasse am Gymnasium an der ­Wolfskuhle, Essen, und engagiert sich seit 2021 bei The Green Club, der den Schulkiosk betreibt. Die preisgekrönte Schülerfirma wird nun zu einer Schülergenossenschaft, sodass auch ehemalige Schüler weiterhin an Projekten mitarbeiten können. 


Jonte, Naturschutz2Go

„Wir haben Bienenvölker zu Hause auf unserem Garagendach und seit ich vom Aussterben der Wildbienen weiß, versuche ich, ihnen zu helfen. Dafür brauchen wir mehr Artenvielfalt und auch mehr Lebensräume für Bienen auf Balkonen, in Gärten und auf Wiesen. Vor drei Jahren hatte ich die Idee, alte Kaugummi- und Kondomautomaten umzubauen. An meinen Naturschutz2go-Automaten kann jeder für einen Euro Saatgut kaufen und damit zum Beispiel Krokusse oder Winterlinge pflanzen. Für die ­Bienen zählt jeder Quadratmeter. Mein Ziel ist es, möglichst viele Menschen dafür zu sensibilisieren. Ich will etwas verändern in der Welt.“

Jonte (Foto: li. un.) geht in die achte Klasse ­eines Bremer Gymnasiums und ist seit seinem siebten Lebensjahr ­Imker. Naturschutz2go ist auch bei Erdensache zu finden, einem Angebot der Telekom-Stiftung für umweltengagierte Jugendliche. Jonte hat für seinen Saatgutautomaten 2020 einen beebetter-Award bekommen und den Deutschen Nachbarschaftspreis für Bremen. 2021 folgte der Hauptpreis beim BundesUmweltWettbewerb.

 

Diese Beiträge erschienen in unserem Bildungsmagazin sonar zum Thema Nachhaltigkeit.