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Nominierte, Preisträger, Jurymitglieder und Vertreter der Stiftung stehen auf der Bühne
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Medienpreis: Telekom-Stiftung zeichnet vier Bildungsjournalisten aus

In der Kategorie Text siegen Bastian Berbner und Henning Sußebach (DIE ZEIT), die Kategorie Audio/Video/ Multimedia gewinnt Alexander Kleider (Dok-Werk Filmkooperative/WDR) – Preis für den besten Kurzbeitrag geht an Christine Roskopf (tvision/WDR) – Auszeichnungen mit 24.500 Euro dotiert – 100 Gäste feiern in Hamburg

Der Medienpreis Bildungsjournalismus der Deutsche Telekom Stiftung geht in diesem Jahr an zwei Journalisten der Wochenzeitung DIE ZEIT, einen selbstständigen Dokumentarfilmer und eine WDR-Fernsehautorin. In Hamburg nahmen gestern Abend Bastian Berbner und Henning Sußebach die Auszeichnung in der Kategorie Text für Ihr Dossier über unterschiedliche Bildungsrealitäten in der Stadt und auf dem Land entgegen. In der Kategorie Audio/Video/Multimedia siegte Alexander Kleider mit seinem Film über eine alternative Erwachsenenschule in Berlin. Den Preis für den besten Kurzbeitrag erhielt Christine Roskopf für ein TV-Stück über vielfältigen Religionsunterricht in Hamburg. Insgesamt vergab die Deutsche Telekom Stiftung Preisgelder in Höhe von 24.500 Euro. Außer den Gewinnern erhielten auch die Zweit- und Drittplatzierten in den beiden Hauptkategorien Geldpreise.

Der Medienpreis Bildungsjournalismus, der seit 2014 jährlich verliehen wird, ist die bundesweit einzige Auszeichnung, die ausschließlich bildungsjournalistische Beiträge prämiert. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit für das Thema Bildung in der Gesellschaft zu erhöhen und Bildungsjournalisten die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen. Aus rund 100 Einreichungen wählte eine fünfköpfige Jury unter Vorsitz von Hans Werner Kilz die folgenden Preisträger aus:

Kategorie Text:

  • Erster Preis: Bastian Berbner und Henning Sußebach für „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ (DIE ZEIT, 15. März 2018)
  • Zweiter Preis: Johannes Böhme für „Sorgenkinder“ (Süddeutsche Zeitung Magazin, 7. Juli 2017)
  • Dritter Preis: Björn Stephan für „‚Die wittern deine Schwäche!‘ Eine Woche im Lehrerzimmer einer Brennpunktschule“ (DIE ZEIT, 1. März 2018)

Kategorie Audio/Video/Multimedia:

  • Erster Preis: Alexander Kleider für „Berlin Rebel High School“ (Dok-Werk Filmkooperative/Westdeutscher Rundfunk, Kinostart 11. Mai 2017)
  • Zweiter Preis: Sandra Sperber und Yasemin Yüksel für „Plötzlich Lehrer – Wie Quereinsteiger Lücken stopfen“ (Folge 37 des Podcasts „Stimmenfang“ auf SPIEGEL ONLINE, 1. Februar 2018)
  • Dritter Preis: Christine Werner für „Ohne Zwang und ohne Noten. Was bringt freies Lernen?“ (SWR 2 Wissen, 24. März 2018)

Bester Kurzbeitrag:

  • Preisträgerin: Christine Roskopf für „Was glaubst du? – Wenn Religionen gemeinsam lernen“ (tvision/Westdeutscher Rundfunk für DAS ERSTE, 17. Juni 2017)


Die Begründung der Jury für die Sieger in den Kategorien:

Kategorie Text: Bastian Berbner und Henning Sußebach für „In Braunschweig machen 48 Prozent der Schüler Abitur. In Cloppenburg 18 Prozent. Wie kann das sein?“ (DIE ZEIT, 15. März 2018)
Am Anfang der Recherche stehen zwei Zahlen: Im Landkreis Cloppenburg machen 18 Prozent aller Schüler Abitur, in Braunschweig 48 Prozent. Dasselbe Bundesland, dieselben Lehrpläne und doch dieser riesige Unterschied – warum? Zwei Reporter machen sich auf die Reise, im Gepäck viele Fragen. Kurios: Die jeweils größten Gymnasien an beiden Orten werden von Geschwistern geleitet. Ein ausführliches Interview liefert erste Erklärungsansätze. Doch das genügt den Journalisten nicht. Sie fragen sich: Was bedeutet es, seine Jugend an dem einen oder anderen Ort zu verbringen? Auf der Suche nach Antworten sprechen sie mit Schülern, Eltern und Lehrern, mit Berufsberatern, Therapeuten, Hebammen und Bestattern. Am Ende steht die Erkenntnis: Die Lücke zwischen der 18 und der 48 ist nicht nur bildungspolitisch zu erklären. Ihr Text gerät zu einer Tiefenbohrung in zwei völlig unterschiedliche Welten. Die Jury urteilt: „Eine gelungene Bildungsgeschichte mit überzeugender Botschaft, aufwendig recherchiert und genial umgesetzt. Die Vergleiche sind fein beobachtet und versetzen den Leser ein ums andere Mal in Erstaunen.“

Zu den Autoren: Bastian Berbner, Jahrgang 1985, hat Politikwissenschaft und Geschichte studiert und anschließend die Deutsche Journalistenschule in München besucht. Er arbeitete vier Jahre lang als Fernsehreporter beim NDR und ist seit 2016 Reporter beim Dossier der ZEIT. Henning Sußebach, Jahrgang 1972, hat in Dortmund Journalistik studiert und bei der Berliner Zeitung volontiert. 2001 begann er bei der ZEIT, seit 2008 gehört er dem Dossier an.
 

Kategorie Audio/Video/Multimedia: Alexander Kleider für „Berlin Rebel High School“ (Dok-Werk Filmkooperative/Westdeutscher Rundfunk, Kinostart 11. Mai 2017)
Die Schule für Erwachsenenbildung, kurz: SFE, im Berliner Stadtteil Kreuzberg ist keine normale Bildungseinrichtung. Gegründet als basisdemokratisches Projekt, setzt sie ganz auf Eigenverantwortlichkeit. Klausuren, Noten, Leistungsdruck? Gibt es nicht, ebenso wenig einen Direktor. Über organisatorische Fragen stimmen stattdessen die Schüler ab, allesamt junge Erwachsene mit gebrochenen Lebensläufen, die es an regulären Bildungseinrichtungen aus den verschiedensten Gründen nicht geschafft haben. In seinem Film begleitet Alexander Kleider eine Schulklasse vom ersten Tag bis zum Abitur und zeigt eine radikal andere Idee von Schule, die in krassem Gegensatz zur durchökonomisierten Bildungsrealität in Zeiten von G8, PISA und kompetenzorientiertem Unterricht steht. Lernen als Chance, nicht als Zwang – das ist die Botschaft dieser Dokumentation. Die Jury urteilt: „Ein optimal eingefangener Insiderblick auf eine ganz besondere Institution. Alexander Kleiders emotional ansprechender Film ist ein Paradebeispiel dafür, was Lehrer und Schule anrichten können – im Guten wie im Schlechten.“

Zum Autor: Alexander Kleider, geboren 1975, war selbst Schüler an der SFE und machte dort auf dem Zweiten Bildungsweg das Abitur. Anschließend studierte er Kommunikationswissenschaft und sammelte erste Filmerfahrung. Seinen ersten Dokumentarfilm „Eiszeit“ drehte er 2004. Kleider ist Gründer und Geschäftsführer der Produktionsfirma Dok-Werk.
 

Preis für den besten Kurzbeitrag: Christine Roskopf für „Was glaubst du? – Wenn Religionen gemeinsam lernen“ (tvision/Westdeutscher Rundfunk für DAS ERSTE, 17. Juni 2017)
Religion ist als einziges Schulfach durch das Grundgesetz besonders geschützt. Gleichzeitig wird in Deutschland über kaum ein anderes Fach so viel diskutiert. Es geht um die Frage, wie Religionsunterricht aussehen kann und soll, und ob er an staatlichen Schulen überhaupt auf die Stundentafel gehört. Auf der Suche nach Antworten entdeckt die Fernsehautorin Christine Roskopf an einem Hamburger Gymnasium den „Religionsunterricht für alle“. Dort lernen protestantische, muslimische, alewitische, katholische, russisch-orthodoxe und konfessionslose Kinder gemeinsam etwas über die verschiedenen Glaubensrichtungen. Roskopf will herausfinden, ob diese Art von Unterricht zu mehr Toleranz und Verständnis führt. Nach dem Besuch einer ganz besonderen Schulstunde zum Islam haben die Kinder vor allem eines gelernt: Es gibt mehr Gemeinsamkeiten unter den Religionen, als sie gedacht hätten. Die Jury urteilt: „Ein informativer Beitrag, der seine Zielgruppe ernst nimmt und für Toleranz und Verständigung eintritt. Die Fakten sind grafisch toll aufbereitet, die O-Töne der Schüler teils erstaunlich.“

Zur Autorin: Christine Roskopf, Jahrgang 1983, hat Informations- und Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Online-Journalismus studiert. Anschließend absolvierte sie ein Volontariat beim WDR. Seit 2015 ist sie Teil der Redaktion der ARD-Kindersendung „neuneinhalb“ bei der Fernsehproduktionsfirma tvision.

 

Die Jury:

  • Hans Werner Kilz (Vorsitz), ehem. Chefredakteur Süddeutsche Zeitung und Der Spiegel
  • Prof. Dr. Sandra Aßmann, Ruhr-Universität Bochum, Institut für Erziehungswissenschaft
  • Christine Westermann, TV- und Hörfunk-Journalistin, Autorin, Moderatorin und Buchkritikerin („Das Literarische Quartett“)
  • Jan-Martin Wiarda, freier Bildungs- und Wissenschaftsjournalist (u.a. DIE ZEIT), Blogger und Moderator
  • Prof. Dipl.-Chem. Holger Wormer, Technische Universität Dortmund, Institut für Journalistik