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Medienpreis Bildungsjournalismus: Telekom-Stiftung kürt Gewinner

Preisträger sind Julia Friedrichs, Reinhard Röde und Robert Weinhold – Gewinner erhalten Preisgelder von insgesamt 23.000 Euro – 250 Gäste feiern in Berlin die erste Verleihung des Medienpreises

Berlin: Die Deutsche Telekom Stiftung hat am Freitagabend in Berlin vor rund 250 Gästen die diesjährigen Gewinner des Medienpreises Bildungsjournalismus bekannt gegeben. Die Auszeichnung ist die bundesweit bisher einzige und erste, die ausschließlich bildungsjournalistische Beiträge prämiert. Ziel des Preises ist es, die Aufmerksamkeit für das Thema Bildung zu erhöhen und die Wertschätzung und Anerkennung von Bildungsjournalisten zu steigern.

Aus knapp 100 Einreichungen in den drei Kategorien Print, Fernsehen/Hörfunk/Online und Nachwuchs hat eine fünfköpfige Jury unter Vorsitz von Hans Werner Kilz folgende Sieger  ausgewählt:

  • Print: Julia Friedrichs, „Die geteilte Straße“, erschienen in der ZEIT, 4. Juli 2013
  • Fernsehen/Hörfunk/Online: Reinhard Röde, „Fight for your right – wem gibt die Schule eine Chance“, Erstausstrahlung: 1. Mai 2013 auf EinsPlus
  • Nachwuchs: Robert Weinhold, „Realschule und dann – acht Jahre junge Karriere“

Die Begründungen der Jury:

Kategorie Print:

Julia Friedrichs, „Die geteilte Straße“, erschienen in der ZEIT, 4. Juli 2013

„Die geteilte Straße“ ist ein faszinierendes Porträt zweier Familien im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Sie erzählt von Eltern, die das Beste für ihre Kinder wollen und von Kindern, deren Bildungskarrieren viel zu sehr von Herkunft und Elternhaus abhängen. Eindrücklich schildert Julia Friedrichs, wie die Unterschiede zwischen „deutschen Mittelschichtfamilien“ und „Zuwandererfamilien“ sich sehr früh und sehr deutlich ausprägen. Und die folgenlos bleiben, obwohl alle Beteiligten – Eltern, Erzieher, Lehrer und Schulleiter – das Wohl der Kinder im Blick haben.

Die Geschichte hat nicht nur die Autorin selbst sehr lange bewegt, sondern auch die Jury des Medienpreises. Mit ihrem Beitrag „Die geteilte Straße“ hat Julia Friedrichs die Frage nach der Bildungsgerechtigkeit aufgegriffen und damit ein Thema, das für Deutschland von höchster  Relevanz ist. Sie hat eine Reportage verfasst, die sich hervorragend liest, nicht nur weil sie lebendig geschrieben ist, sondern vor allem, weil sie inhaltlich fesselt.

Zur Autorin: Julia Friedrichs, Jahrgang 1979, studierte Journalistik in Dortmund. Nach einem Volontariat beim Westdeutschen Rundfunk arbeitet sie als freie Autorin von Fernsehreportagen und Magazinbeiträgen. Julia Friedrichs lebt in Berlin und Köln.

Kategorie Fernsehen/Hörfunk/Online:

Reinhard Röde, „Fight for your right – wem gibt die Schule eine Chance“, Erstausstrahlung: 1. Mai 2013 auf EinsPlus

„Fight for your right – wem gibt die Schule eine Chance“ entstand  im Rahmen des zweiwöchigen Eins Plus-Formats „Klub Konkret“, das sich an Jugendliche zwischen 14 und 29 Jahren richtet. Der Beitrag thematisiert die Chancengerechtigkeit des deutschen Bildungssystems. Unter dem Motto „Kann wirklich jeder werden, was er will?“ porträtiert  Reporter Daniel Bröckerhoff den 20jährigen Shahaib aus Afghanistan, der an einer Abendschule sein Abitur nachholt. Außerdem trifft Bröckerhoff bei einem Klassentreffen seine früheren Schulkameraden und spricht mit ihnen über ihre Bildungswege. Die Reportagen werden durch Gespräche mit Studiogästen ergänzt.  

Dieses „Gesamtpaket“ aus packenden, emotionalen Reportagen und spannenden Studio-Interviews hat die Jury begeistert. Überzeugend seien vor allem die klare Sprache und die zielgruppengerechte Aufbereitung des Themas. Besonders hervorzuheben sei die Leistung von Daniel Bröckerhoff, „der den Zuschauer abholt, ihn an die Hand nimmt und mit ihm rührende Momente erlebt“.

Zum Autor: Reinhard Röde, Jahrgang 1974, studierte Kommunikationswissenschaft und Journalistik in München und absolvierte eine Ausbildung zum Redakteur an der Deutschen Journalistenschule. 2012 gründete er das Redaktionsbüro vydy.tv und arbeitet freiberuflich als Moderator, Format- und Online-Entwickler.

Kategorie Nachwuchs:

Robert Weinhold, Studierender an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, „Realschule und dann – acht Jahre junge Karriere“

Robert Weinhold plant acht Jahre nach seinem Schulabschluss eine Reportage-Reise zu sechs seiner ehemaligen Schulkameraden, um herauszufinden, was aus den Zukunftsplänen eines jeden Einzelnen geworden ist. Seine Reise wird ihn dabei unter anderem zu einem Besatzungsmitglied eines Donau-Dampfers, einem KFZ-Meister und einer Erzieherin führen. Die Besonderheit: Robert Weinhold kommt nach eigener Aussage aus dem Umfeld einer sogenannten „bildungsfernen Familie“ oder gar Region. Zusammen mit vielen anderen „Arbeiterkindern“ absolvierte er 2006 die Mittlere Reife an einer Mittelschule zwischen Dresden und der Tschechischen Grenze. Als wirklich „bildungsfern“ habe er dabei weder sich noch die anderen empfunden.

Da in der Berichterstattung über Bildungserfolge derzeit überwiegend für höhere Studierendenquoten und Akademikerkarrieren geworben werde, wolle er mit seinem Beitrag zeigen, dass ein erfolgreiches Leben auch mit einem Realschulabschluss und einer Ausbildung möglich ist. Dieser Ansatz hat die Jury überzeugt. Die Reportage-Idee, der persönliche Bezug zum Thema und auch die im Konzept dargelegte, gut durchdachte Herangehensweise seien preiswürdig, so das einstimmige Urteil. 

Zum Autor: Nach einer Ausbildung zum IT-Systemelektroniker, erwarb Robert Weinhold, Jahrgang 1990, das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg. Im Oktober 2014 startet er an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig ein Bachelor-Studium Energie- und Umwelttechnik

Die Jury:

  • Hans Werner Kilz (Vorsitz), Chefredakteur a.D. Südddeutsche Zeitung, Der Spiegel
  • Prof. Jutta Allmendinger, Präsidentin Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
  • Armin Himmelrath, freier (Bildungs-)Journalist, u.a. für SPIEGEL online, Deutschlandfunk
  • Peter Kloeppel, Chefredakteur RTL, Direktor RTL Journalistenschule für TV und Multimedia
  • Dirk von Gehlen, Leiter Ressort Social Media / Innovation Süddeutsche Zeitung