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Medienpreis Bildungsjournalismus 2016: Telekom-Stiftung kürt Sieger in Berlin

Medienpreis Bildungsjournalismus 2016: Telekom-Stiftung kürt Sieger in Berlin

Vorjahresgewinnerin Silvia Plahl vom Südwestrundfunk siegt erneut in der Kategorie Audio/Video/Multimedia – Nicola Meier (DIE ZEIT) gewinnt in der Kategorie Text – Nachwuchspreis geht an zwei Studentinnen aus Dortmund und Bonn – Auszeichnung ist mit bis zu 27.000 Euro dotiert – 250 Gäste feiern in Berlin die dritte Preisverleihung

Der Medienpreis Bildungsjournalismus 2016 geht an Journalistinnen der Wochenzeitung DIE ZEIT und des Südwestrundfunks: In Berlin nahmen am Abend Nicola Meier und Silvia Plahl die Auszeichnungen für ihre Beiträge zu den Themen Bildungsgerechtigkeit und Programmieren als Schulfach entgegen. In der Kategorie „Nachwuchs“ gab es mit Nadja Lissok und Laura Millmann gleich zwei Siegerinnen. Insgesamt vergab die  Deutsche Telekom Stiftung, die die Auszeichnung seit 2014 jährlich verleiht, Preisgelder in Höhe von bis zu 27.000 Euro. Außer den Gewinnern erhielten erstmals auch die zweiten und dritten Plätze in den Kategorien „Text“ und „Audio/Video/Multimedia“ Geldpreise.

Neu beim Medienpreis war in diesem Jahr die Kooperation mit den Internationalen Journalisten-Programmen e.V. (IJP). Unterstützt von der Telekom-Stiftung, vergeben die IJP ein Auslandstipendium in Höhe von 3.500 Euro an einen Bildungsjournalisten. Das Geld dient der Finanzierung eines zweimonatigen Aufenthalts bei einem Gastmedium in Polen. Das Bewerbungs- und Auswahlverfahren lief über die IJP. Bei der Preisverleihung am Abend wurde der Name der Stipendiatin verkündet: Jagoda Przybyla arbeitet als Reporterin für das Regionalmagazin „buten un binnen“ bei Radio Bremen TV. Die 31-Jährige ist in Polen geboren, lebt aber seit frühester Kindheit in Bremen. Während ihres Gastaufenthalts wird sie eigene bildungsjournalistische Geschichten realisieren.

Der Medienpreis Bildungsjournalismus ist die bundesweit erste und bisher einzige Auszeichnung, die ausschließlich bildungsjournalistische Beiträge prämiert. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit für das Thema Bildung in der Gesellschaft zu erhöhen und Bildungsjournalisten die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen. Aus insgesamt 110 Einreichungen in den drei Kategorien „Text“, „Audio/Video/Multimedia“ und „Nachwuchs“ wählte eine fünfköpfige Jury unter Vorsitz von Hans Werner Kilz Mitte September die folgenden Preisträger aus.

Kategorie Text:

  • Platz 1: Nicola Meier für „Nicht dar zwischen qwatschen“ (DIE ZEIT, 27. August 2015)
  • Platz 2: Thomas Andre und Christian Unger für „Inklusion“ (Hamburger Abendblatt Magazin, 26. September 2015)
  • Platz 3: Hannes Vollmuth für "Blumento Pferde" (Das Buch als Magazin, Ausgabe No 5, April 2015)

Kategorie Audio/Video/Multimedia:

  • Platz 1: Silvia Plahl für „Schulfach Programmieren“ (SWR 2 Wissen, 25. April 2015)
  • Platz 2: Gabriele Knetsch für „Lernen im 45-Minuten-Takt – Warum Bildung Zeit braucht“ (Bayern 2, 12. Mai 2015)

Kategorie Nachwuchs:

  • Platz 1: Nadja Lissok für ihr Exposé „Erinnerungskultur bei Jugendlichen: Selfies aus dem KZ“ und Laura Millmann für ihr Exposé „‚Guten Morgen, Frau Roboter.‘ Wie humanoide Maschinen das Lehren und Lernen verändern werden“

Die Begründungen der Jury für die Sieger in den drei Kategorien:

Kategorie Text: Nicola Meier für „Nicht dar zwischen qwatschen“ (DIE ZEIT, 27. August 2015)
Nicola Meier erfährt von der Neugründung einer Schule im Berliner Wedding, die ausschließlich sozial benachteiligte Jugendliche aufnimmt. Das Thema packt sie. Sie beschließt, einen Schüler der Quinoa-Schule auf seinem Weg zu begleiten. Ein ganzes Jahr lang. An ihrer daraus entstandenen Reportage „Nicht dar zwischen qwatschen“ beeindruckte die Jury besonders, wie kunstvoll es der Autorin gelingt, die beiden parallelen Erzählungen – einerseits die Geschichte des „Problemschülers“ Justin und seiner Familie, andererseits die der Schulgründung – miteinander zu verweben. Ebenso positiv ist der Jury aufgefallen, wie nahe Nicola Meier ihren Protagonisten kommt, ohne sich dabei auf eine Seite zu schlagen. Ihr Text hält wunderbar die Waage zwischen Eltern, Schule und Kind, sodass sich der Leser selbst ein Urteil bilden und seine Sympathien verteilen kann.
Zur Autorin: Nicola Meier, Jahrgang 1979, besuchte nach ihrem Publizistik-, Politik- und Germanistikstudium die Zeitenspiegel-Reportageschule in Reutlingen. Seit 2009 arbeitet sie als freie Journalistin in Hamburg, inzwischen überwiegend für das ZEIT-Ressort „Dossier“.

Kategorie Audio/Video/Multimedia: Silvia Plahl für „Schulfach Programmieren“ (SWR 2 Wissen, 25. April 2015)
Die Informatik führt an unseren Schulen ein Schattendasein. Und das, obwohl IT-Kompetenzen in unserer digitalisierten Welt immer wichtiger werden. Silvia Plahl findet das zurecht paradox – und beginnt eine intensive Recherche, über die sie sich der Disziplin Informatik schrittweise annähert. Ihr Hörfunk-Feature „Schulfach Programmieren“ hat die Jury nachhaltig beeindruckt. Zum einen, weil die Autorin ihre Expertise klug auswählt und es ihr so gelingt, unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema einzufangen. Zum anderen, weil Plahl dabei auch gängige Vorurteile entkräftet. So verdeutlicht sie etwa, dass es in der Informatik nicht vorwiegend um das Schreiben von technischem Programmcode geht, sondern darum, kreative Lösungen für alltägliche Probleme zu finden. Positiv ist der Jury auch der herausragende Stil der Autorin aufgefallen, mit dem sie die vielen Aspekte ihres Themas direkt und schnörkellos auf den Punkt bringt.
Zur Autorin: Silvia Plahl, Jahrgang 1965, absolvierte nach ihrem Studium des Bibliothekswesens ein Volontariat bei der taz Bremen und arbeitete als Politik-Redakteurin und Korrespondentin. Seit 2000 ist sie als freie Journalistin unter anderem für Funkhaus Europa, Deutschlandfunk, Südwestrundfunk und Bayerischer Rundfunk tätig.

Kategorie Nachwuchs: Nadja Lissok für ihr Exposé „Erinnerungskultur bei Jugendlichen: Selfies aus dem KZ“
Darf man auf Schulexkursion im Konzentrationslager lustige Erinnerungsfotos von sich machen? In den sozialen Medien tauchten zuletzt vereinzelt solche Bilder auf. Nadja Lissok nimmt das zum Anlass, um sich Gedanken über die Erinnerungskultur bei Jugendlichen zu machen. Die Schüler von heute, so schreibt sie, scheinen der Themen Holocaust und Zweiter Weltkrieg im Unterricht zunehmend überdrüssig. „Reicht es denn nicht langsam mal mit der ständigen Erinnerung?“ Hinzu kommt, dass die letzten NS-Zeitzeugen inzwischen hochbetagt sind. Wer wird sich nach deren Tod überhaupt noch erinnern? Dieses Spannungsfeld möchte Nadja Lissok in einer multimedialen Reportage beleuchten und dafür eine Schulklasse beim Besuch einer KZ-Gedenkstätte begleiten. Das anspruchsvolle Thema und die geplante Herangehensweise haben die Jury sehr beeindruckt. Lissoks Konzept besticht durch eine ungewöhnliche Idee, die angesichts brennender Flüchtlingsheime und eines erstarkenden Rechtspopulismus in Deutschland zusätzliche Relevanz erhält.
Zur Autorin: Nadja Lissok, Jahrgang 1991, schloss in Köln ein Bachelor-Studium zur Online-Redakteurin ab und studiert nun in Bonn die Fächer Politik und Gesellschaft sowie Hispanistik. Nebenbei arbeitet sie in der Online-Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers.

Laura Millmann für ihr Exposé „Guten Morgen, Frau Roboter“ – Wie humanoide Maschinen das Lehren und Lernen verändern werden“
Ist der Mensch die erste Spezies, die sich selbst abschaffen wird? Tatsächlich halten Roboter zunehmend Einzug in unser Leben und erledigen inzwischen viele Jobs, für die man bis vor kurzem noch Menschen benötigte. Laura Millmann möchte in einem Hörfunk-Feature ergründen, ob die Roboter-Revolution irgendwann auch unsere Schulen erreichen könnte. Zwar sei es laut Experten unwahrscheinlich, dass menschenähnliche Maschinen den Lehrer im Klassenzimmer bald überflüssig machten, schreibt die Studentin in ihrem Exposé. Doch ohne Frage würden sich die Aufgaben der Lehrenden und ihre Beziehung zu den Lernenden künftig verändern. Wie genau, dieser Frage will Laura Millmann journalistisch auf den Grund gehen. Die Jury attestiert ihr ein gutes journalistisches Gespür. Mit der Wahl ihres Themas und der provokanten Headline richtet sie den Blick klar nach vorn. Der Angang ist schlüssig und gut durchdacht, die Aufstellung möglicher Gesprächspartner ambitioniert.
Zur Autorin: Laura Millmann, Jahrgang 1989, studiert den Master-Studiengang Journalistik an der Technischen Universität Dortmund. Während ihres Bachelors (Journalistik und Politikwissenschaft) absolvierte sie ein einjähriges Volontärspraktikum bei der Westfalenpost.

Die Jury:

  • Hans Werner Kilz (Vorsitz), ehemals Chefredakteur Süddeutsche Zeitung und Der  Spiegel
  • Prof. Dr. Matthias Degen, Institut für Journalismus und Public Relations, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen
  • Prof. Dr. Bettina Hannover, Leiterin des Arbeitsbereichs Schul- und Unterrichtsforschung am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Freie Universität Berlin
  • Armin Himmelrath, freier Bildungs- und Wissenschaftsjournalist (u.a. Spiegel Online), Sachbuchautor und Dozent für Journalismus
  • Christine Westermann, TV- und Hörfunk-Journalistin, Moderatorin (u.a. „Zimmer frei“) und Buchkritikerin („Das Literarische Quartett“)