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„Kurze Beine, kurze Wege“

Lesezeit: 3 Minuten
Einblick in das Medien- und Informationszentrum Stadtbücherei Biberach.
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Das Medien- und Informationszentrum Stadtbücherei Biberach (MIZ) unterstützt auch rund 60 Bildungseinrichtungen dabei, die Lese- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu schulen. Bibliotheksleiter Frank Raumel stellt das Konzept vor.

Wer ländlich wohnt und nicht mobil ist, kommt nur schwer in den Genuss eines Bibliotheksbesuchs. Das betrifft besonders Heranwachsende, auch im eher dünn besiedelten Landkreis Biberach. Umso bedeutender sind Kindergarten- und Schulbüchereien. Ihren Aufbau und Betrieb zu unterstützen, ist uns schon seit vielen Jahren ein großes Anliegen. Ebnen sie doch den Weg zu mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit.

Inzwischen kooperieren wir mit rund 60 Schulen und Kindertagesstätten aus dem näheren und allmählich immer weiteren Umfeld. Das heißt, wir bringen Medien und qualifizierte Bildungsangebote dorthin, wo die Kinder und Jugendlichen sich aufhalten – getreu dem Motto „Kurze Beine, kurze Wege“. Um diese Partnerschaften zu stärken und ihnen einen vertraglichen Rahmen zu geben, haben wir das „Netzwerk Lesen“ gegründet. In diesem Verbund unter stützen wir inzwischen 14 Schulbibliotheken und acht Kindergartenbüchereien bei der Leseförderung.

Darüber hinaus betreiben wir in Biberach zwei nicht-öffentliche Zweigstellen, die allein die 3.000 Schüler sowie Lehrkräfte der vier angebundenen Schulen nutzen können: Seit Mai 2008 gibt es die Mediothek der Gymnasien und im September 2014 ist die Schulbücherei im Heinz-H.-Engler-Forum dazugekommen. Beide Einrichtungen betreuen wir mit unserem Personal. Sämtliche Medien, insgesamt mehr als 33.000, sind über den Online-Katalog der Stadtbücherei recherchierbar. Neben Schulbüchern, Lernhilfen und Nachschlagewerken gehören dazu auch Zeitungen und Zeitschriften, erzählende Literatur, Filme und Audio-Books. Ihre Nutzung ist kostenfrei. Das gilt auch für die PC-Arbeitsplätze mit Internetzugang.

Im Laufe der Jahre haben wir viel dazu gelernt. Die wichtigste Lektion: Unsere Angebote werden nur angenommen, wenn sich daraus Synergien für die Schulen ergeben. Sprich, das Programm bei uns im Haus oder vor Ort in den Bildungseinrichtungen muss einen Mehrwert bieten. Deshalb haben wir in enger Zusammenarbeit sogenannte Medienkompetenz-Bausteine erarbeitet. Sie sind angelehnt an den Bildungsplan, in die Stoffverteilungspläne der Lehrkräfte integriert und in den Schulcurricula unserer Bildungspartner fest verankert. Schüler lernen im Unterricht, wo und wie sie sich Informationen beschaffen und nutzen die erarbeiteten Inhalte für das aktuelle Unterrichtsthema. Darüber hinaus geben ihnen Übungen und Workshops in Medienkunde und Methodentraining ein breitgefächertes Wissen an die Hand. Recherchieren, Zitieren und Bibliographieren inbegriffen.

Indem die Netzwerk-Schulen Räume zur Verfügung stellen und die Kommune uns bei dieser Arbeit unterstützt, sind wir in Biberach in einer vergleichsweise guten Position. Als Vorsitzender der Fachkommission Bibliothek & Schule im Deutschen Bibliotheksverband weiß ich allerdings, dass dies eher die Ausnahme ist. Denn es fehlt eine zentrale Zuständigkeit für Schulbibliotheken. Das macht es so schwierig, ihr großes Potenzial zu kommunizieren. Was ich mir wünsche? Zum einen den flächendeckenden Ausbau der Schulbibliotheken und zum anderen die obligatorische Integration von Bibliotheksbesuchen in die Bildungspläne der Länder. Schulbibliotheken können schließlich nicht nur ein wichtiger Partner von Schulen sein, sondern auch ein wertvoller Baustein im Bildungswesen.
 

Porträtfoto von Bibliotheksleiter Frank Raumel
Frank Raumel ist Bibliotheksleiter des MIZ in Biberach. Als Vorsitzender der dbv-Fachkommission Bibliothek & Schule setzt er sich auch dafür ein, die Rolle von Schulbibliotheken im Bildungswesen bundesweit zu stärken (Foto: MIZ Biberach).


Gut zu wissen:

  • Neben der Hauptstelle am Rande der Biberacher Altstadt betreibt das MIZ zwei nicht-öffentliche Zweigstellen in örtlichen Schulen: die Mediothek der Gymnasien und die Schulbücherei im Heinz H. Engler-Forum.
  • Das Versorgungsgebiet umfasst nach eigener Schätzung rund 60.000 Einwohner.
  • Rund 3.000 Kinder und Jugendliche profitieren vom schulspezifischen Medienangebot des MIZ.
  • 42,1 % der Nutzerinnen und Nutzer sind jünger als 18 Jahre.


In unserer Reihe "Bibliotheken im Porträt" berichten wir über die Arbeit in deutschen Stadtbibliotheken. Mit ihren breiten Angeboten zu unterschiedlichen Themen sind sie ein wichtiger außerschulischer Lernort für junge Menschen. Die anderen Teile können über die Links am Ende dieser Seite aufgerufen werden.