
Lehrkräftearbeitszeit in Bremen
Arbeitszeit erfassen, Schule weiterentwickeln – ein Pilotprojekt
Das Land Bremen testet seit Beginn des Schuljahres 2025/26 in einem Pilotvorhaben ein neues Modell der Arbeitszeitorganisation und -erfassung an Schulen. Sechs Bremer Schulen erproben, wie sich künftig auch außerunterrichtliche Aufgaben – zum Beispiel Korrekturen, Elterngespräche oder Konferenzen – zuverlässig und praxistauglich dokumentieren lassen. Die Deutsche Telekom Stiftung begleitet das Projekt fachlich.
Mit dem Projekt bereitet Bremen langfristig eine Abkehr vom sogenannten Deputatsmodell vor, das seit über 150 Jahren die Arbeitszeit von Lehrkräften in Deutschland regelt und dringend reformbedürftig ist. Das Modell legt nur die Anzahl der Unterrichtsstunden fest. Andere Aufgaben, die im Schulalltag anfallen, sind zeitlich nicht erfasst. Lehrkräfte müssen selbst entscheiden, wie sie diese innerhalb ihrer gesetzlichen Arbeitszeit bewältigen. Das führt häufig zu Mehrarbeit und Überlastung – wie auch eine von der Telekom-Stiftung beauftragte Studie gezeigt hat.
Gerichtsurteile der letzten Jahre stellen das Deputatsmodell mittlerweile grundsätzlich infrage. Demnach sind Arbeitgeber verpflichtet, die gesamte Arbeitszeit ihrer Beschäftigten zu erfassen – auch an Schulen.
Das Bremer Pilotvorhaben umfasst drei Phasen: In der einjährigen Vorbereitungsphase legt das Team die Rahmenbedingungen fest und entwickelt eine App, mit der Lehrkräfte ihre Arbeitszeit erfassen können. Danach folgt die Pilotphase, die das gesamte Schuljahr 2026/27 abdeckt. In diesem Zeitraum erproben die Schulen die digitale Arbeitszeiterfassung im Alltag. Ab August 2027 beginnt die Evaluationsphase, in der die Ergebnisse ausgewertet und Schlüsse für die Zukunft gezogen werden.
Die Telekom-Stiftung arbeitet in ihrem Werkstattprojekt Freiräume(n) bereits seit längerem mit einem Netzwerk engagierter Schulen an neuen Ansätzen zur Arbeitszeitgestaltung. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie innovative pädagogische Konzepte Lehrkräfte entlasten und gleichzeitig neue Wege für das Lehren, Lernen und Prüfen in Schule eröffnen können. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesem Projekt fließen nun auch in das Bremer Pilotvorhaben ein.