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Stimmt das wirklich?

Lesezeit: 3 Minuten
Kinder sitzen in Bibliothek.
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Das Spiel „Fake Hunter“ soll Kindern und Jugendlichen dabei helfen, Falschmeldungen auf die Spur zu kommen. Angelika Rust aus der Stadtbücherei Neumünster war an der Entwicklung beteiligt. Ein spannender Einblick in Theorie und Praxis.

Projektbegleiter in Bibliotheken gesucht, um Kinder und Jugendliche für Fake News zu sensibilisieren! Als ich den Aufruf der Büchereizentrale Schleswig-Holstein gelesen habe, dachte ich sofort: Da möchte ich gern mitmachen. Insgesamt haben sich sechs Mitstreiter aus verschiedenen Bibliotheken und Büchereien im Land gefunden, um die beiden federführenden Köpfe des Planspiels zu unterstützen.

Das Ziel von „Fake Hunter“: Schüler ab der achten Klasse an einen sachgerechten und kritischen Umgang mit Medien heranführen. Dabei sollen sie lernen, wie sie Informationen recherchieren, prüfen und bewerten – und so Falschmeldungen entlarven. Im Zentrum des Planspiels steht eine eigens entwickelte Website gespickt mit Fake News. Sie aufzudecken, ist gar nicht so einfach. Dafür müssen die Jugendlichen Daten und Aussagen, aber auch Bilder überprüfen, Quellen und Impressum unter die Lupe nehmen. Eine weitere Lektion: Was unterscheidet Fakten von Meinung oder Satire?  

Meine Erfahrungen und Ideen durfte ich sowohl beim Entwickeln als auch beim Umsetzen von „Fake Hunter“ einbringen. Der erste Praxistest war in unserer Kinder- und Jugendbücherei. Dafür konnte ich eine Gymnasial- und zwei Gesamtschulklassen aus Neumünster gewinnen. Sie gehören zu den rund 20 lokalen Bildungseinrichtungen, mit denen wir Kooperationsverträge geschlossen haben. Darin festgeschrieben sind zwei unterrichtsbegleitende Bibliotheksbesuche für Grundschulkinder und ein Besuch für alle älteren Kinder. Welches unserer Angebote die Schulen wahrnehmen möchten, können sie frei entscheiden. Seit Ende 2018 gehört dazu auch „Fake Hunter“.

Die landesweite Auftaktveranstaltung für die Jagd nach Fake News hat ebenfalls bei uns stattgefunden. Ich war also die erste Bibliotheksmitarbeiterin, die eine Schulklasse durch das Planspiel geführt hat. Ganz besonders freut mich, welch große Kreise das Projekt inzwischen gezogen hat – weit über die Landesgrenzen von Schleswig-Holstein hinaus und sogar bis nach Belgien, Österreich und Bosnien. Zeigt die große Resonanz doch: „Fake Hunter“ trifft tatsächlich den Nerv der Zeit. Und das nicht nur in den Altersklassen ab 13 Jahre. Deshalb haben wir das Spiel inzwischen um eine Junior-Variante für die Klassen 4 bis 6 ergänzt. „Aufruhr in Seedorf“, eine fiktive Geschichte über ein angebliches Großbauprojekt, ist angepasst auf die Lesefähigkeit der jüngeren Kinder.

Mit der steigenden Zahl von Informationen im Netz, Absendern und Kanälen, wird die Kompetenz, sie beurteilen und verifizieren zu können, immer wichtiger. Das erlebe ich während der Planspiel-Events stets aufs Neue. Um dem Thema in Schulen noch mehr Raum zu geben, haben wir in der Bibliothek Medienboxen für Lehrkräfte zusammengestellt. Gern würden wir weitere Hilfe leisten. Dazu bräuchte es allerdings mehr Personal, mehr Platz – und mehr Zeit, um Angebote weiterzuspinnen, zum Beispiel unter Einbindung von Journalisten. Verdient hätte es das Thema auf jeden Fall.

Porträtfoto Angelika Rust
Die examinierte Pädagogin Angelika Rust arbeitet seit 36 Jahren in der Stadtbücherei Neumünster. Sie engagiert sich sowohl gegen Fake News als auch für die Ausbildung von internen Nachwuchskräften (Foto: Angelika Rust)


Gut zu wissen:

  • Die angrenzenden Gemeinden eingerechnet versorgt die Stadtbücherei Neumünster mit ihren beiden Stadtteilbüchereien in Einfeld und Tungendorf rund 85.000 Menschen.
  • 46 % der Stadtbüchereinutzer sind jünger als 18 Jahre.
  • Im vergangenen Jahr haben an den 183 Veranstaltungen in der Kinder- und Jugendbücherei rund 2.500 Heranwachsende teilgenommen.


In unserer Reihe "Bibliotheken im Porträt" berichten wir über die Arbeit in deutschen Stadtbibliotheken. Mit ihren breiten Angeboten zu unterschiedlichen Themen sind sie ein wichtiger außerschulischer Lernort für junge Menschen. Die anderen Teile können über die Links am Ende dieser Seite aufgerufen werden.