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Menschen beschriften Klebezettel auf Glaswand

Zeitgemäße Kultur des Lernens fördern

Werkstatt Neues Lernen, Teil 3: Medienpädagoge Moritz van Gunsteren setzt sich für multiprofessionelle Teams in Schule ein

Mit welchen Lernangeboten bereiten wir junge Menschen auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vor? Und wie können unterschiedliche Einrichtungen dabei im Sinne eines Bildungs-Ökosystems kooperieren? Diese Fragen stehen im Zentrum der Werkstatt Neues Lernen. In dem Projekt der Deutsche Telekom Stiftung vernetzen sich Lehrkräfte mit Akteuren von außerschulischen Lernorten – zum Beispiel Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit, Bibliotheken oder Makerspaces – und arbeiten gemeinsam an innovativen Ideen für das Lernen und Lehren von morgen.
In einer Serie stellen wir drei Teilnehmende der Werkstatt Neues Lernen vor: Soraya Cornelius, Thomas Kockmann und Moritz van Gunsteren. Die Lehrerin und die beiden Medienpädagogen nahmen im Frühjahr 2021 gemeinsam mit 49 weiteren Lernbegleiterinnen und -begleitern an der Auftaktveranstaltung des Projekts teil. Organisiert in acht Arbeitsgruppen, konzipieren sie neue Ansätze für die Wissensvermittlung in den MINT-Disziplinen und nehmen vor allem auch die Stärkung der überfachlichen Kompetenzen in den Blick.

„Schulen kooperieren zu selten mit externen Bildungsspezialisten.“

Portraitbild von Moritz van Gunsteren
Moritz van Gunsteren fordert mehr Interdisziplinarität für den Schullaltag.

Dass ihm schnell langweilig wird, glaubt man Moritz van Gunsteren sofort, wenn man einen Blick auf seinen Lebenslauf wirft: Heute arbeitet der 40-Jährige als Medienpädagoge und freier Dozent unter anderem im Projekt GestaltBar der Telekom-Stiftung, als freier Dozent für digitales Arbeiten sowie als Medienmacher und -Gestalter. Außerdem sammelte der studierte Ethnologe Erfahrungen bei der Entwicklung und Umsetzung von politischen Bildungsangeboten in Schulen, hauptsächlich zu Prävention, Extremismus und Social Media. Zu seinem weiteren Portfolio zählen Medieninformatik, Online-Fortbildungen für Erwachsene und nicht zuletzt das Medium Film. Gerade diese Qualitäten als „Bunter Hund“ – sprich: seine Erfahrungen aus zahlreichen Lebens- und Fachbereichen – erweisen sich als äußerst wertvoll, wenn es darum geht, die Kreativität und die Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen gezielt zu fördern.

Wenn man ihm im Schulalltag doch nur häufiger die Chance dazu gäbe... Denn genau hier hakt es in der Praxis. „Zu selten kooperieren Schulen und Lehrkräfte mit externen Bildungsspezialisten“, bedauert van Gunsteren. „Dabei würde es sich für alle Beteiligten lohnen, multiprofessionelle Teams aufzubauen und diese in den Unterricht zu integrieren – als perfekte Mischung aus jahrelanger Erfahrung einer gestandenen Lehrkraft und fundiertem externen Fachwissen.“ Ansatzpunkte gäbe es reichlich: Warum keinen Roboter im Informatikunterricht bauen oder ein selbst programmiertes Videospiel in Mathe nutzen? Solche Bausteine ließen sich an den spezifischen Lehrplan anpassen, so dass sie von den Lehrkräften für eine bestimmte Zeit zu ihrem Unterricht hinzugebucht werden könnten, schlägt van Gunsteren vor. 

Da passt es perfekt, dass sich van Gunsterens Team in der Werkstatt Neues Lernen mit exakt diesem Thema beschäftigt. Unter dem Schlagwort „Neues Lernen im Kollektiv“ soll an der Grundschule am Koppenplatz in Berlin-Mitte ein solches multiprofessionelles Team gemeinsam mit den dortigen Lehrkräften Möglichkeiten ausloten, wie sich ein fächerübergreifender projektorientierter Unterricht gemeinsam gestalten ließe. Als weitere Anknüpfungspunkte und Partner würde der Medienpädagoge gerne Einrichtungen wie beispielsweise Naturkundemuseen hinzuziehen. „Warum sollte man dort nicht etwa gemeinsame Augmented-Reality-Projekte durchführen oder in einem ganzheitlichen Ansatz MINT-Themen aus einem soziokulturellen Blickwinkel beleuchten?“ Oder, oder, oder...

Doch statt sprudelnder Ideen und inspirierender gemeinsamer Projekte mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren des Bildungs-Ökosystems erlebt der Vater zweier Kinder häufig eher Tristesse im grauen Lernalltag. „In der Regel werden kreative, durchaus berufsrelevante Inhalte immer noch in lieblose Wahlpflichtveranstaltungen oder in spaßorientierte Nachmittags-AGs abgeschoben – als Alternative zu Tischtennis oder Fußball, durchgeführt von prekär beschäftigten freien Mitarbeitern“, kritisiert van Gunsteren. „Dabei könnten gerade Kooperationen und interdisziplinäre Ansätze bei Kindern und Jugendlichen kritisches Denken und eine zeitgemäße Kultur des Lernens fördern.“

Noch bis Ende 2022 können die Teilnehmenden der Werkstatt Neues Lernen weiter an ihren Projekten feilen, Erfahrungen austauschen und ihre Ideen zu Ende denken.

 

Teil 1: Spielerisch die Welt der Forscher entdecken
Teil 2: Eigenes Ufo entwickelt
 

Text: Karsten Taruttis
Foto: Obradovic/iStock.com, privat