
Wissenschaftliche Phänomene aktiv entdecken
Lernbegleitung, Teil 4: Technikmuseen und Science-Center
Dass die Lernmotivation von Schülerinnen und Schülern ab einem Alter von zehn Jahren deutlich einbricht und sie sich immer stärker von der Schule entfremden, bedeutet gleichzeitig eine riesige Chance für außerschulische Lernorte, diese Lücke auszufüllen. In einer Serie stellen wir vier dieser Lernorte vor. Und die Menschen, die Kinder und Jugendliche dort beim Lernen begleiten.
„Nur gucken, nicht anfassen.“ Was noch heute als oberste Regel für die meisten Museen gilt, gehört für die bundesweit 40 Institutionen aus der Technikmuseen- und Science-Center-Welt, die sich zum Verband MINTaktiv zusammengeschlossen haben, längst zur Vergangenheit. So wie im Universum Bremen. „Bei uns steht forschendes und entdeckendes Lernen im Mittelpunkt“, bekräftigt Geschäftsführer Dr. Herbert Münder. „Um unsere komplexe Welt mitzugestalten, ist ein grundlegendes Verständnis von Wissenschaft und Forschung nötig. Daher begleiten wir unsere Gäste aller Altersgruppen beim aktiven Entdecken wissenschaftlicher Phänomene.“ Neugierde wecken, zum Staunen verführen, Begeisterung hervorrufen und Fragen provozieren – diese Ziele hat sich das Universum Bremen auf die Fahnen geschrieben: Wie sähe unsere Welt ohne Strom aus? Wie funktionieren unsere Sinne? Was haben Glühwürmchen und Polarlichter gemeinsam? „Wir wollen unsere Besucher ermächtigen, sich die Antworten auf eigene, möglichst lebensnahe Fragen selber zu erarbeiten“, erklärt Münder. Etwa wenn es darum geht, praktische Lösungen zu entwickeln, wie sich ein Windrad abschalten lässt, falls ein Vogel dagegen fliegt. Mit viel Fingerspitzengefühl entscheiden die Lernbegleiter im Universum, ob sie dabei eher als Wegbereiter oder bei Bedarf doch eher als Anleitende auftreten. „Vieles hängt letztlich vom Thema ab: Wenn unsere jungen Besucher beispielsweise ein echtes Herz sezieren, ist natürlich ein höheres Maß an Hilfestellung gefragt“, erläutert Münder.
Das gilt auch für die verschiedenen Workshops, in denen die jungen Besucher aktiv und kreativ werden können: Im Forscheratelier erforschen und vertiefen Schüler gezielt ein wissenschaftliches Thema, etwa wie Erdbeben entstehen. Im Technikstudio wird konstruiert, programmiert, getüftelt und logisches Denkvermögen gefördert.

Für die Gestaltung ihrer Angebote können die Mitarbeiter des Universum Bremen neben ihrer langjährigen Erfahrung als Ausstellungsexperten, Wissenschaftler, Programmierer, Didaktiker – um nur einige Fachbereiche zu nennen – vor allem auf ihr Netzwerk zu Universitäten, regionalen Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen und anderen Science Centern sowie Schulen und Kindertagesstätten bauen. „Um eine bestmögliche Verbindung zur Schule zu gewährleisten, orientieren wir uns bei der Gestaltung unserer Angebote eng an deren Lehrplan“, sagt Münder. „Damit ermöglichen wir es Lehrkräften, dass sie ihren Schülern die relevanten Unterrichtsthemen bei uns anschaulich vermitteln können.“ Damit diese wiederum die Ausstellungs- und Veranstaltungsangebote bestmöglich nutzen können, bietet das Universum Bremen Lehrkräften, Referendaren sowie Lehramtsstudierenden eine breite Palette an Informationsveranstaltungen und didaktischem Material. „Entscheidend für den erfolgreichen Brückenschlag zwischen Schule und Science Center ist, dass die Lehrer unsere Einrichtung nicht lediglich als verlängerte Werkbank ihres Unterrichts betrachten“, betont Münder. „Denn nur wenn die Kinder und Jugendlichen ihrer Neugier frei folgen dürfen, können sie einen echtes Lernerlebnis erzielen – und damit das didaktische Potenzial eines Science Centers in vollem Umfang nutzen.“
Teil 1: Lernbegleitung in Bibliotheken
Teil 2: Lernbegleitung in Maker-Spaces und Fab Labs
Teil 3: Lernbegleitung von Journalisten
Text: Karsten Taruttis
Fotos: Universum Bremen