Jump to main content
Hand am 3-D-Drucker

Verstehen und gestalten – digital wie analog

Lernbegleitung, Teil 2: Maker-Spaces und Fab-Labs

Dass die Lernmotivation von Schülerinnen und Schülern ab einem Alter von zehn Jahren deutlich einbricht und sie sich immer stärker von der Schule entfremden, bedeutet gleichzeitig eine riesige Chance für außerschulische Lernorte, diese Lücke auszufüllen. In einer Serie stellen wir vier dieser Lernorte vor. Und die Menschen, die Kinder und Jugendliche dort beim Lernen begleiten.
 

Von 3-D-Druckern, einer leistungsstarken IT-Infrastruktur über Lasercutter, Fräsen, Sägen, Bohrmaschinen, Werkzeuge für Elektroarbeiten bis hin zu Kochutensilien: „Alles, was in Schulen an Technik fehlt, ist bei uns verfügbar“, sagt Peter Pröpper, Leiter des Maker-Space Bonn. Entsprechend vielfältig sind die Besucher der Einrichtung. Grundschüler machen dort ihre ersten Gehversuche in Sachen Programmierung. Jugendliche basteln, löten oder gewinnen Einblicke in die Robotik. Studierende nutzen die vorhandenen technischen Geräte für ihre Masterarbeit. Rentner tüfteln an mechanischen Objekten und geben ihr Fachwissen weiter. „Allen ist gemeinsam, dass sie bei uns die Technik – ob digital oder analog – nicht einfach nur nutzen, sondern sie auch hinterfragen, verstehen lernen, gestalterisch anwenden“, macht Pröpper deutlich.

Peter Pröpper
Peter Pröpper

Der Weg zu diesem Wissen ist dabei keineswegs fest vorgegeben. Ob Hilfe zur Selbsthilfe, Frontalunterricht mit Praxisteil in Workshops oder „Jam Sessions“, in denen jeder der Teilnehmer seine Fähigkeiten bestmöglich einbringt: Je nach Thema und Anwendung haben sich ganz unterschiedliche Formate bewährt. Für Kinder und Jugendliche entwickeln Pröpper und sein Team meist einen Fahrplan zum Lernen. „Maßgeblich für die Motivation und den Lernerfolg ist vor allem, die passende Aufgabe für jeden zu finden“, erklärt Pröpper. Unterstützt wird er dabei hauptsächlich von Ehrenamtlichen, die bereitwillig ihr im Berufsleben erworbenes Know-how aus Wirtschaft und Technik mit einbringen. Zusätzlich sind zwei fest angestellte Mitarbeiter an Bord, die Erfahrungen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Design, der Bau- oder der Lebensmittelindustrie weitergeben. „Unsere Stärken sind Motivation und Fachwissen“, bekräftigt Pröpper, der Maker-Spaces gerne enger mit Schulen vernetzen würde. „Da die meisten unserer ehrenamtlichen Kräfte noch einem Beruf nachgehen, ist unsere Zeit leider begrenzt; so können wir unsere jungen Besucher nicht so umfangreich unterstützen, wie wir das gerne möchten“, sagt Pröpper. „Daher wäre es sinnvoll, wenn beispielsweise Lehrer, die wir gerne fit für unser Angebot machen, unsere Einrichtung vormittags – außerhalb der regulären Öffnungszeiten – für ihren Unterricht nutzen würden.“

„Auch mal außerhalb fester Grenzen denken“

Etwas besser funktioniert die Anbindung an Schule häufig bei den Schülerlaboren. Bundesweit stünden mittlerweile mehr als 380 Schülerlabore und -forschungszentren zur Verfügung, schätzt der Bundesverband der Schülerlabore. Häufig werden solche Einrichtungen von Universitäten angeboten. Wie etwa das Fab Lab der Technischen Universität Hamburg, an dem Tobias Renk Schülern regelmäßig Technik- und Robotikkurse anbietet. Im Gegensatz zu ihren Bonner Kollegen setzen die Hamburger konsequent auf „Learning by doing“. So lernen die Kinder und Jugendlichen in Gruppen – unter kompetenter Anleitung – ausschließlich nach Versuch-und-Irrtum-Prinzip. „Auf diese Weise ermutigen wir unsere jungen Nutzer, auch einmal außerhalb fester Grenzen zu denken“, erläutert Renk. „Denn in der Schule ist dies kaum möglich angesichts des vorgegebenen Lehrplans und des Notensystems, das allein bewertet, in wie weit ein Lernziel erreicht wurde.“ Ein weiteres Pfund, mit dem das Hamburger Fab Lab wuchern kann, sind die jungen Lernbegleiter, die – da noch Studierende – selbst noch mitten im Lernprozess stecken und mit ihrem Enthusiasmus umso überzeugender den Funken der Begeisterung für die fachübergreifenden wissenschaftlichen Themen zünden.

Tobias Renk
Tobias Renk

Dieses Engagement nimmt Renk auch mit, wenn er im Rahmen der „GestaltBar“-Projektreihe der Telekom-Stiftung mit Hauptschülern zusammenarbeitet. Die Schüler der 8. und 9. Klasse lernen dabei, wie sie mit 3-D-Druckern eigene Objekte konstruieren und dafür professionelle Industrie-Software nutzen können. „Fab Labs und Maker-Spaces leben in hohem Maße von der Begeisterung und der Eigeninitiative ihrer jungen Nutzer“, macht Renk deutlich. „Daher müssen wir vorhandene Berührungsängste gegenüber Universitäts-nahen Einrichtungen weiter abbauen, indem wir etwa in Form von Schulkooperationen möglichst frühzeitig die Neugier der Kinder und Jugendlichen wecken und Anknüpfungspunkte zu unseren Einrichtungen herstellen.“


Teil 1: Lernbegleitung in Bibliotheken
Teil 3: Lernbegleitung von Journalisten
Teil 4: Lernbegleitung in Technikmuseen und Science-Centern

Text: Karsten Taruttis
Fotos: TUHH, privat, Eva Haeberle