
Spielerisch die Welt der Forscher entdecken
Werkstatt Neues Lernen, Teil 1: Lehrerin Soraya Cornelius will Kinder in die Rollen von Albert Einstein und Marie Curie schlüpfen lassen
Mit welchen Lernangeboten bereiten wir junge Menschen auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vor? Und wie können unterschiedliche Einrichtungen dabei im Sinne eines Bildungs-Ökosystems kooperieren? Diese Fragen stehen im Zentrum der Werkstatt Neues Lernen. In dem Projekt der Deutsche Telekom Stiftung vernetzen sich Lehrkräfte mit Akteuren von außerschulischen Lernorten – zum Beispiel Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit, Bibliotheken oder Makerspaces – und arbeiten gemeinsam an innovativen Ideen für das Lernen und Lehren von morgen.
In einer Serie stellen wir drei Teilnehmende der Werkstatt Neues Lernen vor: Soraya Cornelius, Thomas Kockmann und Moritz van Gunsteren. Die Lehrerin und die beiden Medienpädagogen nahmen im Frühjahr 2021 gemeinsam mit 49 weiteren Lernbegleiterinnen und -begleitern an der Auftaktveranstaltung des Projekts teil. Organisiert in acht Arbeitsgruppen, konzipieren sie neue Ansätze für die Wissensvermittlung in den MINT-Disziplinen und nehmen vor allem auch die Stärkung der überfachlichen Kompetenzen in den Blick.
„Jugendliche sind darauf getrimmt, Antworten zu geben statt Fragen zu stellen.“
So entwickelt das Team von Soraya Cornelius zum Beispiel das Spiel „ForscherInO“, das sich an 10- bis 16-Jährige richtet und ihnen den Zugang zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen erleichtern soll. Der Ausgangspunkt ist dabei stets eine Fragestellung. „Solche Fragen zu stellen, fällt Jugendlichen erfahrungsgemäß schwer, denn sie sind im Schulalltag meist darauf getrimmt, fachlich korrekte Antworten zu finden“, schildert die 31-Jährige, die als Lehrerin am Otto-Hahn-Gymnasium im baden-württembergischen Nagold arbeitet; dort unterrichtet sie Naturwissenschaften und Technik sowie Chemie. Zudem promoviert die zweifache Mutter gerade in Chemie-Fachdidaktik. „Was sich dagegen als deutlich effektiver erweist, ist ein Lernen mit hohem Spiel- und Spaß-Faktor in ungezwungener Atmosphäre“, erläutert Cornelius. Genau dies steht bei dem Projekt „ForscherInO“ im Vordergrund. Nach dem Motto „Wie wären Albert Einstein oder Marie Curie dieses Problem angegangen?“ schlüpfen die Jugendlichen in die Rollen von bedeutenden Forscherinnen und Forschern – und wecken dabei in sich die Leidenschaft, wissenschaftliche Fragen zu stellen. Als Ausgangspunkt bewährt hat sich dabei die Erfahrung aus dem Alltag der Schülerinnen und Schüler.
Neue Ideen wie diesen spielerischen Ansatz auszuprobieren und in ihren Unterricht zu integrieren, das ist typisch für Soraya Cornelius und ihre Lehrmethoden. Dies hat zum einen damit zu tun, dass es in Fächern wie Naturwissenschaft und Technik immer noch zu wenig spannendes Lernmaterial gibt, das geeignet ist, um ältere Kinder und Jugendlichen für das Fach nachhaltig zu begeistern. „Hinzu kommt: Wir alle wollen unsere Schülerinnen und Schüler zwar auf die Herausforderungen der Zukunft bestmöglich vorbereiten“, betont Cornelius. „In der Praxis werden die dafür notwendigen Kompetenzen – Kreativität, kritisches Denken, Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit – im Schulalltag jedoch viel zu selten zielgerichtet gefördert.“ Gerade in den MINT-Fächern dominiert meist noch die klassische Wissensvermittlung.
Ihr wichtigstes Anliegen sieht Cornelius daher darin, eine Brücke zu schlagen – so dass ihre Schülerinnen und Schüler das Gelernte aus verschiedenen Fachbereichen miteinander verbinden und mit ihren Alltagserfahrungen verknüpfen. „Nur so können wir junge Menschen dazu anspornen und befähigen, komplexe Phänomene wie die zunehmende Digitalisierung oder künstliche Intelligenz kontinuierlich zu hinterfragen“, verdeutlicht sie deutlich. Und wie Cornelius mit ihrem Team-Projekt „ForscherInO“ eindrucksvoll demonstriert, geht das eben auch ganz spielerisch.
Noch bis Ende 2022 können die Teilnehmenden der Werkstatt Neues Lernen weiter an ihren Projekten feilen, Erfahrungen austauschen und ihre Ideen zu Ende denken.
Teil 2: Eigenes UFO entwickelt
Teil 3: Zeitgemäße Kultur des Lernens fördern
Text: Karsten Taruttis
Foto: Science on Stage / Dirk Lässig