
Kritischer Umgang mit Fakten und Fakes
Lernbegleitung, Teil 3: Journalisten
Dass die Lernmotivation von Schülerinnen und Schülern ab einem Alter von zehn Jahren deutlich einbricht und sie sich immer stärker von der Schule entfremden, bedeutet gleichzeitig eine riesige Chance für außerschulische Lernorte, diese Lücke auszufüllen. In einer Serie stellen wir vier dieser Lernorte vor. Und die Menschen, die Kinder und Jugendliche dort beim Lernen begleiten.
Fake News oder Wahrheit? Aktuell zeigt die Corona-Krise, wie wichtig es ist, authentische Informationen von Halbwahrheiten und Falschnachrichten unterscheiden zu können. Die Allensbach-Umfrage „Wie lernen Kinder und Jugendliche heute?“ im Auftrag der Telekom-Stiftung belegt jedoch, dass Schülern ebenso wie Eltern eine solche Quellen- und Nachrichtenkompetenz als weiter weniger wichtig bewerten im Vergleich zu einer reinen Bedienkompetenz, also die praktische Handhabung von Computern, Tablets und Co. Vor allem die Schule ist daher dringend gefordert, Kindern und Jugendlichen diese Urteilskraft zu vermitteln. Doch in den Lehrplänen sucht man den Unterrichtsschwerpunkt „Entwicklung zum digital mündige Bürger“ vergeblich. Genau diese Lücke bundesweit zu schließen, hat sich die Initiative „Journalismus macht Schule“ zum Ziel gesetzt. Insgesamt sind mehr als 600 Journalisten daran beteiligt: von der Süddeutschen Zeitung, der ZEIT, von einigen öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern, von der Reporterfabrik CORRECTIV, vom Projekt „Lie-Detectors“, von Journalistenschulen und Universitäten. Zusätzlich wirken auch Akteure der Lehrerfortbildung und Medienpädagogen, Medienanstalten und Institutionen der politischen Bildung mit; alle arbeiten ehrenamtlich. Gemeinsam bündeln sie ihre journalistische Berufserfahrung zu Unterrichtsmaterialien, kommen auf Anfrage in die Schulen und entwickeln Lehreinheiten zu journalistischen Themen.

„Die Kinder und Jugendlichen wollen die Wahrheit wissen, sie brennen darauf, von den Medienprofis aus erster Hand zu erfahren, woran sie Fake News erkennen können“, schildert Kerstin Schröter, die Hamburger Lehrerin und ehemalige Journalistin engagiert sich als Sprecherin der Initiative. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass die Schüler einerseits erfahren wollen, wie soziale und klassische Medien funktionieren und wie sie diese Medien nutzen können. Besonders motiviert es die die Kinder und Jugendlichen zusätzlich, wenn sie im Rahmen der Unterrichtseinheiten selbstständig recherchieren, journalistisch schreiben sowie Audio- und Video-Nachrichtenclips erstellen können. Bis zu zehn Journalisten sind präsent in so einer Unterrichtseinheit. So können die Medienprofis die Zeit und den Freiraum nutzen, um auf die Fragen und Anliegen der Schüler individuell einzugehen. Durch den engen persönlichen Dialog fällt es den Medienprofis umgekehrt leichter, ein Gespür für das Interesse und das Lernniveau der jeweiligen Klasse zu entwickeln.
„Wenn Jugendliche regelmäßig lernen, wie sie kritisch mit Medien umgehen, können sie sich sachlich mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen, fundiert argumentieren und eine eigene Haltung entwickeln. Das bildet die Grundlage für mündige Bürger in einer demokratischen Öffentlichkeit“, betont Schröter. Gerne würde die Lehrerin das kostenlose Angebot von „Journalismus macht Schule“ unter ihren Kollegen noch bekannter machen. Schröder: „Um mögliche Berührungsängste abzubauen und unsere seriös arbeitende Initiative von solchen schwarzen Schafen abzugrenzen, die ausschließlich kommerzielle oder weltanschauliche Interessen verfolgen, sollten die Schulbehörden ihre Lehrer gezielt auf unsere Angebote aufmerksam machen.“
Teil 1: Lernbegleitung in Bibliotheken
Teil 2: Lernbegleitung in Maker-Spaces und Fab-Labs
Teil 4: Lernbegleitung in Technikmuseen und Science-Centern
Text: Karsten Taruttis
Fotos: Journalismus macht Schule, privat