
„Keine Bildung ohne Haltung.“
Warum die Ozeane nicht nur ein faszinierendes Forschungsfeld, sondern auch ein idealer Bildungsraum sind, erklärt die renommierte Meeresforscherin Antje Boetius im Interview mit der „sonar“.
„Wissen über die Meere ist nie nutzlos“, meint die passionierte Tiefseeforscherin Antje Boetius, und davon war sie sicherlich schon zu Beginn ihres Studiums überzeugt. Es spiegelt ihre persönliche Entwicklung von der Meeresbiologin zum Homo Politicus, dass sie heute ergänzt: „Wissen über die Meere hilft natürlich auch, die Zukunft mitzugestalten“. Naturwissenschaftler könnten den Menschen nicht nur zeigen, welche Bedeutung die Natur, das Klima und die Artenvielfalt für alle Menschen haben, sondern sie könnten auch „nach Lösungen für die Probleme unserer Welt suchen“.
Und genau das will Antje Boetius auch den Kindern und Jugendlichen mitgeben, die sie in Schulen trifft oder die regelmäßig zu ihr ins Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung nach Bremerhaven kommen. Dabei geht sie Schritt für Schritt vor. Zunächst weckt sie die Ur-Neugierde der Kinder. Das sei ganz einfach, denn: „Jedes Kind ist ein Entdecker.“ Gemeinsam schauen sie sich Fotos und Filme von Expeditionen an oder gehen hinaus ins Wattenmeer und erforschen die Vielfalt der realen Natur. Das macht ganz offenkundig nicht nur den jungen Besuchern Spaß, denn Boetius gesteht: „Ich staune dann selbst immer noch genauso wie die Kinder.“Doch dabei bleibt es nicht. „Bildung gelingt nur, wenn sie zum Weiterlernen reizt (…) und ein Systemverständnis fördert“, meint Boetius. Sie regt deshalb die jungen Leute dazu an, darüber nachzudenken, was die Natur mit ihrem Alltag zu tun hat und wie sie in und mit ihrer Umwelt leben wollen. „Selbst mit kleinen Kindern sind darüber schon großartige Gespräche über das Leben und seine Vielfalt entstanden“, erzählt Boetius und benennt den Anspruch an sich und ihre Kollegen in der Meeresforschung deutlich: „Letztlich ist es eine Haltung, die wir ihnen – hoffentlich – mitgeben.“
Im Interview mit der „sonar“ sagt Antje Boetius auch, was sie von der Schule erwartet („Mehr Investition in Bildung“) und was sie von Fridays-for-Future hält („Ein enorm wichtiger Impuls für den Wandel“). Und sie spricht darüber, wie sie mit den täglichen Hiobsbotschaften über sich beschleunigende Naturkatastrophen bei Polareis, Golfstrom und Korallenriffen umgeht. Sie engagiert sich im öffentlichen Raum, aber entdeckt neuerdings auch ganz neue Perspektiven durch Allianzen mit der Kunst. Dass eine Haltung auch auf Widerstände trifft, hat sie inzwischen verschiedentlich erfahren, „aber das halte ich gut aus“.
Antje Boetius ist seit 2017 Direktorin des international renommierten Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Bekannt wurde sie vor 20 Jahren durch ihre Forschung über die Symbiose von Mikroben, die Methangas abbauen und damit letztlich unser Erdklima beeinflussen. Ihr zweites Standbein ist die Ökosystemforschung. Antje Boetius erhielt 2018 den Deutschen Umweltpreis und ist Mitglied bei „Scientists for Future“.
Das ganze Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe unseres Bildungsmagazins „sonar“, die sich mit dem Thema „Bildungsräume“ beschäftigt.
Fotos: Alfred-Wegener-Institut/Esther Horvath