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Stadtbibliothek Köln von außen während der Kirschblüte

„Frag einfach! Wir sind für Dich da!“

Lernbegleitung, Teil 1: Bibliotheken

Dass die Lernmotivation von Schülerinnen und Schülern ab einem Alter von zehn Jahren deutlich einbricht und sie sich immer stärker von der Schule entfremden, bedeutet gleichzeitig eine riesige Chance für außerschulische Lernorte, diese Lücke auszufüllen. In einer Serie stellen wir vier dieser Lernorte vor. Und die Menschen, die Kinder und Jugendliche dort beim Lernen begleiten.


Als traditioneller Ort des gesammelten Wissens haben sich die rund 14.300 Bibliotheken in Deutschland fest etabliert. Doch wie zeitgemäß ist es noch, den geballten Fundus in Regalen, versehen mit Ausleihnummern zu präsentieren? Diese Frage haben bereits zahlreiche Bibliotheken überzeugend beantwortet, wie etwa die Kölner Stadtbibliothek. Sie ist für jährlich rund 2,4 Millionen Menschen in der Domstadt deutlich mehr als eine Ausleihstation. Workshops und Veranstaltungen zu zahlreichen Themen ergänzen das Angebot aus Zentralbibliothek, Bücherbus, elf Stadtteilbibliotheken, Literaturarchiven und den „minibibs“, die sich mit ihrem Angebot an jüngere Nutzer wenden. Die Bibliothekare, aber auch andere Experten wie Medienpädagogen stehen in allen Einrichtungen als Lernbegleiter bereit, wenn es zum Beispiel um die Förderung von Medien- und Informationskompetenz sowie die Vermittlung von Kenntnissen in den MINT-Fächern geht. Sie leiten Workshops und Maker-Space-Angebote; hinzu kommen Sprach- und Leseförderung und die Vertiefung von Deutschkenntnisse für Menschen mit Migrationshintergrund. Die Bibliothek der Dinge bietet in großer Stückzahl MINT-Experimentierboxen, Coding-Spiele und Roboter zur Ausleihe an.

Frank Daniel, Leiter Digitale Dienste
Frank Daniel, Leiter Digitale Dienste 

„Für unsere jüngeren Besucher ist es entscheidend, dass sie sich bei uns aufgehoben fühlen, dass sie unsere Einrichtungen als ‚coolen‘ Ort erleben“, erklärt Frank Daniel, Leiter Digitale Dienste und Schulservice bei der Stadtbibliothek Köln. Dabei treten seine Kollegen – Bibliothekare, Medienpädagogen und ehrenamtliche Helfer, die beispielsweise bei den Hausaufgaben helfen – bewusst nicht als allwissende Führer oder Hüter des Wissens auf. „Selber entdecken“ lautet stattdessen die Devise. So können etwa Schulklassen die Bibliothek über die App „Biparcours“ im Rahmen einer altersgerechten digitalen Rallye erkunden, inklusive Preise für die Gewinner. Bei Bedarf, als Orientierungshilfe stehen so genannte Floorwalker jederzeit bereit, getreu dem Prinzip „Frag einfach! Wir sind für Dich da!“.

Dies gilt auch in den Medien- und Maker-Space-Abteilungen; dort können Nutzer nicht nur analoge Medien digitalisieren, sondern auch 3D-Drucker, Musikinstrumente oder Overlock-Nähmaschinen, kennenlernen und nutzen – kurz: selber kreativ werden. „Dabei kommt uns zugute, dass wir den Kindern und Jugendlichen die passenden Räumlichkeiten bieten können, um individuell oder in kleinen Gruppen konzentriert und zielgerichtet zu arbeiten“, schildert Daniel, der sich neben den rund 50 bestehenden Bildungspartnerschaften mit Schulen weitere Kooperationen wünscht, um die Angebote seines Hauses noch bekannter zu machen und in den Schulalltag zu integrieren. „Denn wenn Kinder und Jugendliche bis 17:00 Uhr ganztags unterrichtet werden, schaffen sie es anschließend nicht mehr, in unsere Bibliotheken zu kommen.“


Teil 2: Lernbegleitung in Maker-Spaces und Fab Labs
Teil 3: Lernbegleitung von Journalisten
Teil 4: Lernbegleitung in Technikmuseen und Science-Centern

Text: Karsten Taruttis
Fotos: Stadtbibliothek Köln, privat