
Forschende Frauenpower
Wissenschaftlerinnen, die die Welt veränderten
Sie haben die Wissenschaft auf den Kopf gestellt, für ihre Ideen gebrannt und Widerstände überwunden: Wir präsentieren fünf Wissenschaftlerinnen, die die Welt veränderten.

DIE COMPUTERPIONIERIN
Ada Lovelace (1815 -1852)
Sie war ihrer Zeit weit voraus: Ada Lovelace legte Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Wissenschaft noch reine Männersache war und Computer nur in den kühnsten Visionen vorkamen, den Grundstein für eine Programmiersprache. Die Tochter des Dichters Lord Byron begeisterte sich für Mathematik, Technik und Naturwissenschaften. Dabei entdeckte die Engländerin die Bedeutung von Algorithmen, die heute bei jeder Suche im Internet zum Einsatz kommen. Mit einem Algorithmus für den dampfbetriebenen „Analytical Engine“, einen nie fertiggestellten Rechner, schrieb sie das erste Computerprogramm. Für ihre geradezu visionäre Leistung wird sie noch heute weltweit verehrt. Kein Wunder, dass die erste standardisierte Programmiersprache ihren Namen trägt.
Übrigens: In Berlin findet seit 2015 immer Mitte Oktober ein Ada-Lovelace-Festival statt, bei dem sich hunderte IT-Expertinnen zum Austausch treffen.

DIE STRAHLENFORSCHERIN
Marie Curie (1867 -1934)
Sie ist das Ausnahmetalent: Marie Curie ist die erste und bislang einzige Frau, die mit zwei Nobelpreisen ausgezeichnet wurde. Ihre Arbeiten zur Radioaktivität haben unser Verständnis über atomare Strahlung bis heute grundlegend geprägt. Die gebürtige Polin musste sich in ihrem Leben oft gegen eine ignorante Männerwelt durchsetzen. Um als Frau überhaupt studieren zu können, emigrierte sie ins liberalere Paris, wo sie sich an der Sorbonne für Physik und Mathematik einschrieb. Zusammen mit ihrem Mann Pierre Curie, ebenfalls Physiker, entdeckte sie die Elemente Polonium und Radium. Das Paar wurde 1903 zusammen mit Henri Becquerel für die Beschreibung der spontanen Radioaktivität – dem radioaktiven Zerfall – mit dem Physik-Nobelpreis geehrt, 1911 folgte für Marie Curie der Nobelpreis für Chemie. Trotz aller Erfolge verwehrte ihr die französische Akademie der Wissenschaften die Aufnahme. Der Grund: Sie war eine Frau.
Übrigens: Drei Kino-Filme widmen sich dem Leben von Marie Curie. Der erste wurde 1943, der letzte 2016 gedreht.

DIE MATHEMATIKERIN
Emmy Noether (1882 - 1935)
Sie gilt als Mutter der modernen Algebra: Emmy Noether aus Erlangen war ein mathematisches Ausnahmetalent, das mit seiner Forschung über Symmetrien wichtige Grundsteine für das physikalische Verständnis von Raum und Zeit gelegt hat. Noch heute lernen Mathematiker in diesem Zusammenhang das sogenannte Noether-Theorem kennen. Dabei hatte die Tochter eines jüdischen Mathematikers zunächst wenig mit Zahlen am Hut. Sie besuchte eine städtische Töchterschule, begeisterte sich für Tanz und Musik. Kurz vor dem Abitur machte es Klick, ihr Interesse an Mathematik war erwacht. Sie besuchte als Gasthörerin Vorlesungen in Mathematik an der Universität Göttingen und schloss schließlich 1907 ihr Mathematik-Studium mit einer Promotion ab. Emmy Noether wollte unbedingt Professorin werden, doch im Kaiserreich war diese Karriere für Frauen nicht vorgesehen. Erst 1920 durfte sie habilitieren und Vorlesungen halten – allerdings zunächst ohne Gehalt. Den ersten bezahlten Lehrauftrag erhielt sie 1923.
Übrigens: Kein geringerer als Albert Einstein lobte Emmy Noether in einem Nachruf als das „bedeutendste kreative mathematische Genie, das seit dem Beginn der Hochschulbildung für Frauen hervorgebracht wurde.“

DIE KOSMONAUTIN
Walentina Tereschkowa (geb.1937)
Sie ist die Überfliegerin: Völlig losgelöst von der Erde verbrachte die Russin Walentina Tereschkowa im Juni 1963 drei Tage im Weltall. Sie war die erste Frau der Welt, die mit ihrem Raumschiff zu den Sternen fliegen durfte. Ihr Weg dahin war nicht einfach: Die 1937 in einem kleinen russischen Dorf geborene Walentina Tereschkowa arbeitete in einem Reifenwerk, dann als Zuschneiderin in einer Fabrik und träumte von einer Karriere in der Raumfahrt. Auf einer Abendschule erwarb sie ein Technikerdiplom, schnupperte regelmäßig Höhenluft beim Fallschirmspringen und bewarb sich schließlich bei der Raumfahrtbehörde. Sie schaffte die Aufnahmeprüfung zur Kosmonautin und durfte tatsächlich vom Weltraumbahnhof Baikonur ins All starten. Auf diesem Flug umrundete sie die Erde 48 Mal. Ihr Lieblingsplanet aber, so sagte sie später mal, ist der Mars. Für einen Flug dorthin würde die heute 80-Jährige sogar ihr Leben geben...
Übrigens: 2014 trug Walentina Tereschkowa bei der Eröffnungsfeier der Winterspiele in Sotchi mit sieben anderen bekannten Persönlichkeiten Russlands die Olympische Flagge ins Stadion.

DIE IT-IKONE
Grace Murray Hopper (1906 - 1992)
Sie vereinfachte das Programmieren: Grace Murray Hopper hatte nicht nur einen bestechenden Humor, sondern auch ein großes Talent für Mathematik und Informatik. Eine ihrer herausragenden Ideen war es, ein Programm zu erschaffen, das eine komplexe Programmiersprache in einen maschinenlesbaren Code – also in Nullen und Einsen – übersetzen kann. Damit schuf sie den ersten sogenannten Compiler, der Rechner deutlich schneller machte und noch heute eine zentrale Funktion hat. Die in New York geborene Tochter eines berühmten Marine-Admirals studierte Mathematik an der Elite-Universität Yale. Sie interessierte sich besonders für Geheimcodes und die Kryptografie, trat in die US-Marine ein, programmierte während des Zweiten Weltkrieges einen der ersten digitalen Computer und entwickelte 1955 die erste kommerzielle Programmiersprache namens Flow-Matic. Ihr Spitzname war „Amazing Grace“, weil sie sowohl in der Mathematik als auch in der Marine wahre Glanzleistungen ablieferte.
Übrigens: Eine Anekdote über Grace M. Hopper besagt, dass sie die Wortschöpfung „to debug“ – zu Deutsch: entwanzen – für Fehler im Computersystemen etablierte. Denn tatsächlich hatte zuvor eine Motte für einen Ausfall im Relais eines Computers gesorgt.
Foto (oben): EQRoy/Shutterstock.com