
„Ein Motivationsvehikel“
Wie 3D-Drucker den Schulunterricht bereichern: Ein Interview mit Berufsschullehrer Martin Jarnik.
Herr Janik, welche digitalen Kompetenzen bringen die Schülerinnen und Schüler mit, die zu Ihnen kommen?
Die meisten meiner Schülerinnen und Schüler verwenden digitale Geräte privat und ihre Fähigkeiten erstrecken sich primär auf deren Bedienung. Es gibt einige unter ihnen, die sehr gerne Computerspiele spielen. Über die Anwendung der Spiele erwerben sie zugleich tiefere Kenntnisse im Programmieren. Motor dafür ist das Ziel, ein Spiel zu generieren. Perfektes handlungsorientiertes Lernen.
Die Digitalisierung führt zu grundlegenden Veränderungen in allen Berufsbereichen, auch in traditionellen Handwerksberufen. Über welche zentralen Fähigkeiten sollten Jugendliche verfügen, um im beruflichen und gesellschaftlichen Leben mithalten zu können?
Die Digitalisierung hat die Lehre an der Berufsschule eindeutig verändert. So wird technisches Zeichnen heute mit elektronischen Medien unterrichtet. Sowohl das Aufmaß eines Gebäudes als auch die Dokumentation werden digital erstellt. Auszubildende müssen mit Office-Programmen ebenso wie mit spezieller, technischer Software umgehen können. Das setzt allerdings voraus, dass die Auszubildenden bereits vor dem Eintritt in die Berufsschule einigermaßen mit dem Computer vertraut sind.
Was kann die offene Kinder- und Jugendarbeit dazu beitragen, junge Menschen auf die Digitalisierung der Arbeitswelt, insbesondere auch des Handwerks, vorzubereiten?
Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen bieten jungen Menschen die Möglichkeit, ohne Notendruck etwas frei lernen zu können. Über das Werkeln und Tüfteln probieren die Jugendlichen eigenständig vieles aus und erwerben dabei neue Kompetenzen und auch Wissen. Das ist eine große Chance für Kinder und Jugendliche, handwerkliche Fähigkeiten zu erwerben und zu vertiefen und diese mit digitalen Kompetenzen zu verknüpfen. Ich motiviere und unterstütze meine Schüler immer dabei, eigene Zugänge zu neuen Dingen und Technologien zu finden. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass neue und innovative Denkstrukturen etabliert werden können. Und diese sind gerade auch in der Berufsbildung wichtig. Strikt vorgegebene Wege schränken die Kreativität ein, doch sind heute gerade Eigeninitiative und der Mut zu eigenen Lösungen gefragt und auch im handwerklichen Bereich so wichtig.
Sie arbeiten mit dem 3D-Drucker. Wofür eignet sich diese Technologie in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen besonders gut?
Der 3D-Drucker ist ein Motivationsvehikel. Die Jugendlichen sind fasziniert davon, etwas aus dem Nichts zu erzeugen. Sie haben allerdings in der Regel keine tieferen Kenntnisse über die Funktionsweise der Drucker. Aus eigenem Antrieb beschäftigen sich die jungen Menschen dann aber mit Aufbau und Funktionsweise des Druckers und erarbeiten sich selbständig diese digitalen Fähigkeiten. Das endet nicht beim Verstehen und Nutzen des Druckers. Sehr oft entsteht auch der Wunsch, selbst einen 3D-Drucker zu bauen.
Eine Frage zum Schluss: Den Drucker, den Sie auf die INFOS 2017 mitgebracht haben, haben Sie selbst entworfen und gebaut. Verraten Sie uns, was Ihr nächstes Projekt ist?
3D-Druck entwickelt sich ständig weiter. Begonnen habe ich mit einem Drucker, der einen festen Werkstoff verarbeiten kann. Zurzeit baue ich an einem Drucker, der zwei Werkstoffe verarbeiten kann. Dazu musste ein Bauteil mit dem Lasercutter ausgeschnitten werden, was dank der Unterstützung durch Kollegen möglich war. Sie sind mittlerweile auch begeistert vom Bau eigener Maschinen. Und ein eigener Lasercutter steht bei uns in der Schule garantiert als nächstes auf dem Bauplan.
Martin Janik ist Berufsschullehrer in Niedersachsen. Sein Spezialgebiet sind 3D-Drucker, die er selbst baut. Auf der INFOS 2017 in Oldenburg hat er die praktischen Einsatzmöglichkeiten dieser Drucker im Schulunterricht vorgestellt.
Foto: Alex Traksel/Shutterstock, privat