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Porträtbild von Sabine Meister

Aha-Effekt statt vorgekauter Theorien

Sabine Meister setzt didaktische Impulse in der Lehrerausbildung

Ihre Chemie- und Mathematiklehrerinnen haben bei Sabine Meister bereits in jungen Jahren den Funken der Begeisterung für MINT-Fächer gezündet. Heute sorgt die 29-Jährige selbst dafür, dass neue Generationen von Biologielehrern genau diesen Enthusiasmus bei ihren Schülerinnen und Schülern wecken. Neben anderen Partnern hat dies auch die Deutsche Telekom Stiftung möglich gemacht. Sie hat Sabine Meisters wissenschaftliche Karriere in der Fachdidaktik und Lehr-/Lernforschung Biologie an der Humboldt-Universität zu Berlin – von der studentischen Hilfskraft bis zur Doktorandin – maßgeblich unterstützt.

Was nicht passt, wird passend gemacht: Auf dem Bau mag diese Herangehensweise durchaus ihre Berechtigung haben. Heikel wird es jedoch, wenn es etwa um erhobene Daten geht, die so gar nicht zu einer wissenschaftlichen Theorie passen wollen und die man dann lieber unter den Tisch fallen lässt. In ihrer Doktorarbeit spürt Sabine Meister den Gründen nach, wann und warum Lehramtsstudierende diese bequeme Lösung wählen – und vor allem, wie man die angehenden Lehrer ermutigt, sich für den steinigeren Weg der vielschichtigeren Wirklichkeit zu entscheiden. „Gerade bei komplexen Fachbereichen wie etwa Ökologie, wo zahlreiche Faktoren ineinanderspielen, beobachten wir mitunter solch ein Verhalten“, schildert Meister. Eine Möglichkeit, um hier wirksam gegenzusteuern, könnten zum Beispiel digitale Lernumgebungen sein, die beim Studierenden automatisch nachhaken, wenn bestimmte Daten nicht berücksichtigt werden, und ihm gegebenenfalls alternative Theorien vorschlagen.

Genau diese Offenheit und Neugier will sie angehenden Biologielehrern vermitteln. Dafür setzt sie immer wieder auf neue kreative Ansätze. So lässt die Fachdidaktikerin Studierende etwa unterschiedliche Elemente eines ökologischen Systems buchstäblich selbst verkörpern. „Auf diese Weise können die jungen Leute viel plastischer nachvollziehen, welche Folgen es hat, wenn ein Faktor im System wegfällt“, erläutert Meister, die in ihren Seminaren auf Aha-Effekt statt vorgekauter Theorie setzt.

Doch warum unterrichtet die ausgebildete Lehramtsstudentin nicht selbst in der Schule? „Schuld daran ist die Deutsche Telekom Stiftung“, sagt Sabine Meister lachend. Im Zuge des von der Stiftung geförderten ProMINT-Kollegs erhielt sie bereits als Studentin die Möglichkeit, über den Tellerrand der Universität hinauszublicken und ein Praxisprojekt – kombiniert aus Fischzucht und Tomatenernte – wissenschaftlich zu begleiten. „Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass man bei solchen wissenschaftlichen Projekten eng mit anderen Kollegen zusammenarbeiten muss und dass Kreativität eine große Rolle spielt“, erinnert sie sich.

Die Entscheidung für eine wissenschaftliche Karriere war endgültig gefallen, als Meister im Rahmen eines von der Telekom-Stiftung geförderten Programms an der Weiterentwicklung von Schülerlaboren der Hochschulen zu Lehr-Lern-Laboren mitarbeitete. „Ich bin äußerst dankbar, dass ich diesen Weg weitergehen konnte“, betont die junge Wissenschaftlerin. Mit dazu bei trug auch das Fellowship Fachdidaktik MINT: Pro Jahr vergibt die Telekom-Stiftung bis zu neun Stipendien an herausragende Nachwuchswissenschaftler, die ein Postdoc-Vorhaben im Bereich der MINT-Fachdidaktiken planen oder bereits durchführen. Sabine Meister hat diese Chance nicht nur genutzt, um ihre Promotion voranzubringen, sondern auch um wertvolle internationale Kontakte zu Wissenschaftlern anderer Fachrichtungen zu vertiefen. So arbeitet sie bis heute eng zusammen mit der US-amerikanischen Psychologieprofessorin Corinne Zimmerman, mit der sie bereits gemeinsam Artikel in Fachzeitschriften publiziert hat. Meister: „Darauf bin ich sehr stolz, denn jede Veröffentlichung wird zuvor von renommierten Wissenschaftlern penibel auf ihren wissenschaftlichen Wert geprüft.“

Im kommenden Frühjahr will Sabine Meister ihre Promotion abschließen. Ihre Professorin, Dr. Annette Upmeier zu Belzen, hat bereits hohes Interesse signalisiert, weiter auf die didaktischen Impulse der Doktorandin zu setzen. Langfristig kann sich Meister vorstellen, selbst als Professorin MINT-Lehrer auszubilden, die für ihr Fach brennen und diese Begeisterung an ihre Schüler weitergeben. Dafür will sie den kommenden Lehrergenerationen unbedingt das notwendige kreative Rüstzeug mitgeben. Schließlich soll sich – im Klassenzimmer ebenso wie im Seminarraum – noch so oft wie möglich der berühmte Aha-Effekt einstellen.

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In unserem Jahresbericht 2018/2019 porträtieren wir fünf weitere Menschen, die wir auf ihrem Bildungsweg begleiten durften. Sie erzählen, wie die Telekom-Stiftung ihren Weg gekreuzt hat, wie sie durch uns zum Lernen inspiriert oder in ihrer Arbeit als Bildungsmacher unterstützt wurden.

Text und Foto: Karsten Taruttis