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Mädchen und Junge halten einen selbstgebauten Roboter

10 Forderungen

für ein funktionierendes Bildungs-Ökosystem

Das Ziel ist klar: Unsere Kinder und Jugendlichen sollen lernen, ihr Leben und die Gesellschaft eigenverantwortlich und erfolgreich zu gestalten. Der Weg dorthin führt aus Sicht der Deutsche Telekom Stiftung über ein funktionierendes Bildungs-Ökosystem, in dem alle Akteure – Lernende und Lehrende unterschiedlichster Professionen – zusammenarbeiten. Unter bestmöglichen Bedingungen und mit gemeinsamen Vorstellungen, komplementären Stärken und Offenheit für Neues.

Dazu fordern wir:

1. Die Neukonzeption und -organisation von Schule

Schule sollte wie bisher der zentrale Bildungsort sein, muss sich aber stärker öffnen und in ein Bildungs-Ökosystem einfügen. Bei einer Neukonzeption und -organisation darf es keine Denkverbote geben. Unterrichtszeit, Unterrichtsinhalte, Architektur, die Rolle von Schülern und Lehrern – alles gehört auf den Prüfstand. Nur so kann und wird Schule den Herausforderungen der Zukunft gerecht.

2. Ein erfolgreiches Bildungs-Ökosystem für Kinder und Jugendliche

„Für das Leben lernen“ können junge Menschen nicht nur in Schulen, sondern auch außerhalb, zum Beispiel in Bibliotheken, Jugendhäusern, Vereinen oder im Internet. Wenn es uns gelingt, alle diese und weitere Bildungsorte sinnvoll zu einem Bildungs-Ökosystem zu vernetzen, schaffen wir ideale Grundlagen, um Kinder und Jugendliche optimal auf die Zukunft vorzubereiten.

Unser Bildungs-Ökosystem

Grafik Bildungs-Ökosystem

 

 

 

3. Die Stärkung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen

In der zunehmend vernetzten, komplexen und digitalisierten Welt mit ihrer Informations- und Datenflut müssen fachliche und überfachliche Kompetenzen stärker als bisher zusammengedacht werden. Neben fachlichem Wissen zum Beispiel in Mathematik, Physik oder Informatik sollten Kinder und Jugendliche auch über Urteilsvermögen, Quellenkompetenz, Kreativität, Teamfähigkeit und kommunikative Fähigkeiten verfügen.

4. Mehr Verantwortung für Kinder und Jugendliche

Die Gesellschaft muss Kindern und Jugendlichen mehr zutrauen und ihnen Erprobungsräume sowie Partizipation zugestehen. Ihnen wird heute von Erwachsenen zu viel abgenommen (Entscheidungen, Bewertungen etc.). Junge Menschen wollen und müssen an ihren eigenen Bildungskarrieren stärker beteiligt werden. Die Erwachsenen sollten sie auf ihrem Weg begleiten und unterstützen.

5. Neue Berufsbilder für Lehr-/Lernprofis

Menschen, die Lernprozesse gestalten und anleiten, werden nicht nur in Schulen gebraucht. Experten, die Kindern und Jugendlichen genau die Kompetenzen vermitteln, die sie auf das Leben mit persönlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen vorbereiten, brauchen wir auch in der Jugendarbeit, in Bibliotheken, in Vereinen, kurz: überall dort, wo junge Menschen lernen können. Der Blick auf diese Lernorte und die dort wirkenden Lehr-/Lernprofis macht neue Berufsbilder auch in den Schulen notwendig. Im Ausland arbeiten zum Beispiel Educational Technologists oder Teacher Librarians an Schulen, aber auch andere Berufsbilder, wie sie unter anderem von Quereinsteigern eingebracht werden, sind dort ganz selbstverständlich vertreten.

6. Multiprofessionelle Teams von Lehr-/Lernprofis

Für alle Lehr-/Lernprofis gilt: Sie müssen auf Augenhöhe kooperieren, in Teams voneinander und miteinander lernen. Personalmonokulturen (einer macht alles) und Einzelkämpfer, die Unterricht allein und nur hinter verschlossenen Türen gestalten, sind nicht mehr zeitgemäß. Kollaboration ist das Gebot der Stunde. Diese Offenheit im Arbeiten muss sich bereits in der Ausbildung wiederfinden. Zur Förderung der Zusammenarbeit müssen die Rahmenbedingungen vor allem an Schule stark verändert werden (Arbeitsplätze in der Schule, zeitliche Spielräume etc.). Bei den Arbeitszeiten darf es keine ausschließliche Fixierung auf erteilten Unterricht mehr geben.

7. Mehr Kooperation von Bund, Ländern und Kommunen

Deutschland braucht einen Bildungsföderalismus, in dem Bund, Länder und Gemeinden nicht argwöhnisch gegeneinander, sondern konstruktiv und vertrauensvoll miteinander arbeiten. Das Ziel: gemeinsam die (vor allem strukturellen) Großbaustellen unseres Bildungssystems beseitigen.

8. Gemeinsame Grundlagen für gute Bildung

Wettbewerb unter den Bundesländern ist gut. Aber bei Querschnittsaufgaben wie etwa der Digitalisierung darf nicht jedes Land seine eigene Suppe kochen. Hier braucht es zwingend gemeinsame Grundlagen, zum Beispiel eine von allen genutzte Technologie für Schulcloud-Angebote, die Ressourcen spart, die Qualität von Lehren und Lernen verbessert und auch im internationalen Vergleich mithalten kann. Es kann nicht sein, dass Bund und Länder über die Bildungscloud streiten, während sich inzwischen Tech-Giganten die internationale Vorherrschaft im Bildungsbereich sichern.

9. Einen Bildungsrat, der den Namen verdient

Ein Bildungsrat, der nur ein Anhängsel der Kultusministerkonferenz ist oder aber ein „zahnloser Tiger“, weil nicht alle Länder sich dort engagieren und Bund und Kommunen außen vor bleiben, ist sinnlos. Wünschenswert ist ein Gremium, das visionäre Ideen entwickelt und wirklich Impulse ins Bildungssystem bringt, indem es (vorhandene) gute Konzepte gemeinsam mit Bund, Ländern und Kommunen voranbringt. Ein solcher Bildungsrat müsste das Bildungssystem als Ganzes denken und Schule mit außerschulischen Lernorten verbinden.

10. Lernen vom Ausland

Die Vision eines Bildungs-Ökosystems wird Zeit zur Umsetzung brauchen. Schon heute gibt es zahlreiche gute Ansätze auf dem Weg dorthin – im Inland, aber vor allem im Ausland. Viele andere Länder sind uns in der Bildung meilenweit voraus, und das, obwohl unsere personellen und finanziellen Bedingungen nicht schlechter sind als die in Dänemark, Finnland, Kanada oder Singapur. Das ist verheerend und wird sich nur ändern, wenn wir mehr und schneller vom Ausland lernen.


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Foto: Wolfram Scheible